Mit Blick auf mögliche Störfälle in einem der belgischen Atomreaktoren bereitet sich auch Bochum vor. „Bisher haben wir keine Jodtabletten vorrätig, aber die Bestellung ist nun raus“, erklärte Stadtsprecherin Annika Vößing am Mittwoch auf Nachfrage. Dies geschieht, obwohl Bochum in der „Fernzone“ liegt, also außerhalb des 100-Kilometer-Radius um das umstrittene Kraftwerk Tihane.
Hintergrund ist ein Beschluss der Landesregierung, der vorsieht, dass alle Kommunen in Nordrhein-Westfalen ausreichend mit Jodtabletten versorgt sind, um die Bevölkerung bei einem Atomunfall besser schützen zu können (wir berichteten). Eigentlich ist der Bund für die Anschaffung zuständig. Weil es dort bislang aber keinen Zeitplan dafür gebe, habe NRW als bislang einziges Bundesland entschieden, das Medikament auf eigene Kosten zu beschaffen, sagte eine Sprecherin des NRW-Innenministeriums.
Die Jodtabletten sollen allerdings nicht für alle Bürger bereit gehalten werden, sondern nur für Personen unter 45 Jahren sowie für Schwangere. Wie viele Jodtabletten die Stadt Bochum nun geordert hat, konnte Stadtsprecherin Annika Vößing noch nicht sagen. Das Thema sei auch für die Stadtverwaltung und die zuständigen Ämter – Feuerwehr, Gesundheits- und Ordnungsamt – neu.
Die Verwaltung berät derzeit noch darüber, wie man die Jodtabletten im Notfall an die Bürger verteilt und erarbeitet einen Plan, der auch die dringendsten Fragen beantworten soll: Werden die Tabletten zentral gelagert oder einwohnernah in die Stadtteile gegeben? Werden sie bereits vor dem drohenden Ernstfall an die Bürger verteilt? Sie sollen nämlich im Ernstfall so schnell wie möglich, binnen weniger Stunden eingenommen werden. Dann können sie die gewünschte Wirkung entfalten: die Schilddrüse mit Jod zu sättigen, so dass die Aufnahme radioaktiver Stoffe aus der Umwelt abgeblockt wird.