Carina Gödecke und Serdar Yüksel haben sich Zeit genommen. Die beiden Bochumer SPD-Landtagsabgeordneten besuchten am Montag den vor wenigen Monaten eröffneten jüdischen Kindergarten „Sternenhügel“, um sich selbst ein Bild zu machen, wie diese besondere Kita funktioniert. Landtagspräsidentin Carina Gödecke: „Uns interessiert vor allem das besondere Profil dieser Einrichtung.“

Direkt neben der Synagoge liegt diese Kita, die derzeit von 32 Kindern besucht wird. Sie ist eine von fünf jüdischen Einrichtungen, die mit der Zuwanderung vieler jüdischer Menschen aus den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion in Nordrhein-Westfalen neu gegründet worden sind. Neben Bochum sind dies Düsseldorf, Köln, Dortmund und Duisburg. Nicht zufällig handelt es sich um genau die Städte, in denen es auch die größten jüdischen Gemeinden gibt.

Es steige der Bedarf an jüdischen Kindertagesstätten. Aleksander Chraga, Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde, berichtet, dass es schon jetzt ohne Probleme möglich sei, eine dritte Gruppe zu eröffnen, so stark sei die Nachfrage.

Es ist dieses besondere Konzept, das die beiden Landtagsabgeordnete erklärt haben möchten. Rund ein Drittel der Kinder sind jüdischen Glaubens. Es gibt mittlerweile mehrere muslimische Kinder. Dabei werden die jüdischen Feiertage begangen, das Essen ist koscher und der Einfluss der jüdischen Kultur ist offensichtlich. Schon am Glas der Eingangstür ist ein bunter siebenarmiger Leuchter, die Menora, aufgemalt.

Was den Kindergarten ebenfalls so besonders macht, ist der unübersehbare Sicherheitsaufwand. Kameras überwachen nicht nur die Synagoge, sondern auch die Kita gleich nebenan. Nur über eine sogenannte Schleuse lässt sich die Einrichtung überhaupt betreten. Ein Pförtner überwacht ständig die Zugänge. „Wir sind als Land dazu verpflichtet, die Sicherheit der jüdischen Gemeinden und ihrer Einrichtungen zu gewährleisten“, erklärt Carina Gödecke. Grundlage sei der Staatsvertrag, in dem sich Deutschland zur Förderung des jüdischen Lebens verpflichtet habe. Dazu gehöre auch die Sicherheit.

Akt der Normalität

Für Serdar Yüksel ist es so etwas wie ein Akt der Normalität, dass Kinder mit verschiedenen Religionen und kulturellen Hintergründen gemeinsam in einer solchen Kindertageseinrichtung die Zeit verbringen und so gegenseitig voneinander lernen können. Beide Abgeordnete wissen, dass es in der deutschen Gesellschaft immer noch Vorurteile gegenüber Juden gebe und auch der Antisemitismus längst nicht aus den Köpfen verschwunden sei.