Bochum. Anselm Weber & Team stellen das Programm für 2016/17 vor. Zum Spielzeitauftakt er inszeniert Jan Klata Dostojewskis „Verbrechen und Strafe“.

Anselm Weber hat das Programm für die Schauspielhaus-Spielzeit 2016/17 vorgestellt, es ist die letzte Saison des seit 2010 amtierenden Intendanten, bevor er im nächsten Jahr nach Frankfurt wechselt.

Der Spielplan mit dem Auftakt-Theaterfest am 11. September und der ersten Premiere am 16. September folgt dem bewährten Weber-Konzept, das Internationalität (Jan Klata inszeniert Dostojewski) mit Klassikern („Tartuffe“, „Romeo und Julia“), Auftragsarbeiten (diesmal von Jung-Autorin Laura Naumann) und Kindervorführungen („Das Sams“) mischt. Auch die Arbeit des Jungen Schauspielhauses und die Tanzsparte mit der „Zeche 1“ bleiben im Fokus.

Für die laufende Saison, die Mitte Juni endet, berichtete der Intendant über weiter gestiegene Zuschauerzahlen (mehr als 200.000 Besucher werden bis Saisonende erwartet, über 80 % Auslastung) sowie eine Einnahme-Steigerung von 1,74 auf 2,85 Mio Euro. „Das ist eine Erfolgsgeschichte, wie es sie nur selten gibt“, so Weber.

Internationalität und Vernetzung

Das am Mittwoch vorgestellte Schauspielhaus-Programm ist das siebte der Intendanz Anselm Weber, der im Kulturhauptstadtjahr 2010 in Bochum losgelegt hatte, und der im Sommer 2017 das Ruhrgebiet in Richtung Frankfurt verlassen wird. „Der neuen Spielplan ist aber nicht als Abschiedsspielplan aufzufassen“, betont Weber. Vielmehr gehe es darum, Kontinuität zu zeigen und die Stärken des Schauspielhauses zu akzentuieren. „Das sind die Internationalität der künstlerischen Ausrichtung, die Vernetzung mit Bochumer Akteuren und die breite Programm-Aufstellung.“

Verstärkt auf Gastspiel-Reisen

Weber ist stolz darauf, „dass es uns aus eigener Kraft gelungen ist, das Schauspielhaus wieder wirtschaftlich solide aufzustellen“. Durch interne Einsparmaßnahmen, aber auch durch verstärkte Gastspielreisen habe das Theater einen entscheidenden Beitrag zur Konsolidierung der Finanzen geleistet. Das strukturelle Defizit von annähernd einer Dreiviertelmillion Euro, das Webers erste Jahre verdüsterte, sei überwunden. „Es wäre deutlich einfacher für alle gewesen, wenn wir damals über den tatsächlichen Ist-Zustand informiert gewesen wären“, so Weber in Richtung Bochumer Kulturpolitik.

Die Mischung stimmt

Das Tief sei aber nun überwunden: „Bis April hatten wir in 556 Verstaltungen 177 298 Zuschauer“, so Weber, das sei gegenüber der Zeit seines Amtsantritts nochmals eine Steigerung von über 20 %. Bis zum Spielzeitende im Juni soll die 200 000er-Marke geknackt werden. Die Mischung aus Unterhaltung und „schwierigen“ Stoffen sei inzwischen akzeptiert und werde vom Publikum angenommen. „Sowohl die ,Lampedusa’-Inszenierung zur Flüchtlingskrise als auch ,Der zerbrochne Krug’ mit Dietmar Bär, aber auch ,Bochum’ und ,Spamalot’ sind und waren sehr gut besucht.“

Auch der neue Spielplan verspricht eine Vielfalt von Inhalten und Ästhetiken. Wie in den Vorjahren sind die international bekannten Regisseure Paul Koek (er inszeniert Hesses „Steppenwolf“ als musikalischen Abend am 4.2.17) und Jan Klata (Saisonauftakt-Premiere am 16.9. mit Dostojewskis „Verbrechen und Strafe“) zu Gast. Die Autorin Laura Naumann hat im Auftrag des Schauspielhauses ein Stück geschrieben, „Manchmal hat die Liebe regiert und manchmal einfach niemand“ (Regie Jan Gehler, Premiere 18.9.). Und das Ensemble Renegade zeigt eine Retrospektive auf sieben Jahre Tanz am Schauspielhaus mit „Renegade in Residence“.

Roger Vontobel, neuerdings Hausregisseur in Düsseldorf, bringt Bernard Marie Koltès „Kampf des Negers und der Hunde“ auf die Bühne (19.5.17), Hermann Schmidt-Rahmer knöpft sich Molières „Tartuffe“ vor (22.1.17) und Marius von Mayenburg wagt sich an „Romeo und Julia“ (11.3.17). Der Intendant wird am 3.12. mit Ayad Aktars „Die unsichtbare Hand“ und George Brants „Am Boden“ eine Doppelpremiere in Form eines langen Theaterabends zum Thema „Krieg“ in den Kammerspielen realisieren.