Bochum/Herne. In Bochum und Herne wurden zwei Senioren Opfer von Trickbetrügern, die sich als Polizisten ausgaben. Die Polizei sucht dringend Zeugen und gibt Tipps.

"Die kriminelle und schauspielerische Energie der miesen Trickdiebe reißt einfach nicht ab", so ärgert sich die Polizei über zwei Betrugsfälle, die sich am Dienstag in Bochum und Herne ereignet haben. Opfer "falscher Polizisten" wurden ein 72-jähriger Herner und eine 81-jährige Bochumerin.

Nach Angaben der Polizei erhielt die Bochumerin, die in der Straße "Kuhlehof" in Altenbochum wohnt, gegen 13.35 Uhr einen Anruf. Der Mann am anderen Ende der Leitung stellte sich als Polizist vor. Der angebliche Kriminalbeamte teilte der Seniorin mit, dass sich gleich zwei uniformierte Kollegen bei ihr melden werden, um Spuren zu sichern. Grund dafür seien häufig noch nicht entdeckte Einbrüche in der Gegend. Kurze Zeit später klingelten dann tatsächlich zwei augenscheinlich uniformierte Beamte an, die sich anschließend im Keller den Safe der Rentnerin zeigen ließen. Danach schickten sie die Frau ins Erdgeschoss. Sie sollte sich dort die Hände waschen, damit Fingerabdrücke von ihr genommen werden könnten, erklären die Männer.

Gewalt angedroht

In der Zwischenzeit haben die Kriminellen offenbar nach dem Safeschlüssel gesucht - allerdings vergeblich, so die Polizei (die echte Polizei). Unter Androhung von Schlägen sollen sie die Rentnerin dann aufgefordert haben, den Schlüssel herauszugeben. Nachdem die Täter Bargeld, Goldmünzen und Schmuck entwendet hatten, sind sie gegen 14 Uhr aus dem Haus geflüchtet.

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Einer der Männer, die akzentfreies Deutsch gesprochen haben sollen, ist ca. 35 Jahre alt, nur 1,62 Meter groß, hat eine pummelige, untersetzte Figur, schwarze Haare, einen schwarzen Spitzbart und trug eine schwarze Baseballkappe, eine schwarze Hose sowie eine schwarze Jacke, auf der im weißen Schriftzug "Polizei" stand. Der andere Gesuchte soll ebenfalls ca. 35 Jahre alt sein, auch eine Baseballkappe getragen haben, ist ca. 1,85 Meter groß, hat eine kräftige Statur, schwarze Haare, einen schwarzen Kinnbart und war ebenfalls schwarz gekleidet.

Ähnlicher Fall in Herne

Ebenfalls am Dienstag, läutete es gegen 8 Uhr an der Tür eines 72-Jährigen an der Arndstraße. Als der Senior aufmachte, standen ihm zwei Männer gegenüber, die sich als Polizisten ausgeben. Gegen den Senior läge ein Haftbefehl vor, deshalb müssten sie ihn jetzt festnehmen, sagten die Fremden.

Der völlig verblüffte Rentner ließ die Männer ins Haus. Schließlich seien dort noch Beweismittel versteckt, argumentieren die falschen Polizisten. Erst gegen 9.30 Uhr verließen die beiden Männer das Haus des Herners - ohne ihn. Wenig später stellte der Senior dann fest, dass er das Opfer von Trickdieben geworden ist - fehlen doch mehrere hundert Euro aus seiner Brieftasche.

Polizei sucht dringend Zeugen

Das Bochumer Kriminalkommissariat hat in beiden Fällen die Ermittlungen aufgenommen und bittet unter der Rufnummer 0234 / 909-4135 (-4441 außerhalb der Geschäftszeit) dringend um Zeugenhinweise.

Um Betrugsfälle wie diese zu vermeiden, rät die Polizei:

  • Lassen Sie keine Fremden in die Wohnung!
  • Sehen Sie sich Besucher vor dem Öffnen durch den "Türspion" oder mit einem Blick aus dem Fenster an und machen Sie von Ihrer Türsprechanlage Gebrauch.
  • Öffnen Sie die Wohnungstür niemals sofort - legen Sie immer Sperrbügel oder Sicherheitskette an.
  • Ziehen Sie telefonisch eine Nachbarin oder einen Nachbarn hinzu, wenn unbekannte Besucher vor der Tür stehen, oder bestellen Sie die Besucher zu einem späteren Termin, wenn eine Vertrauensperson anwesend ist.
  • Überlegen Sie bei angeblicher hilfebedürftiger Lage von Fremden an der Tür (Beispiel: Bitte um Schreibzeug oder um ein Glas Wasser): Warum wenden sich die Besucher im Notfall nicht an eine Apotheke, eine Gaststätte oder ein Geschäft, sondern an eine Privatwohnung?
  • Machen Sie bei hilfebedürftiger Lage von Fremden an der Tür das Angebot, selbst nach Hilfe zu telefonieren oder das Gewünschte (Schreibzeug, Glas Wasser etc.) hinauszureichen und halten Sie dabei die Tür gesperrt.
  • Fordern Sie von Amtspersonen immer den Dienstausweis und prüfen Sie ihn sorgfältig (nach Druck, Foto und Stempel). Sorgen Sie dazu für gute Beleuchtung und benutzen Sie, wenn nötig, eine Sehhilfe.
  • Rufen Sie beim geringsten Zweifel bei der Behörde an. Suchen Sie dazu die Telefonnummer selbst heraus und ziehen Sie telefonisch eine Nachbarin oder einen Nachbarn hinzu.
  • Lassen Sie Handwerker nur dann herein, wenn Sie sie ihn selbst bestellt haben oder wenn sie von der Hausverwaltung angekündigt worden sind.
  • Nehmen Sie nichts für Nachbarn ohne deren Ankündigung oder Auftrag entgegen.
  • Wehren Sie sich gegen zudringliche Besucher notfalls auch energisch. Sprechen Sie sie laut an und rufen Sie um Hilfe.
  • Pflegen Sie als jüngerer Mensch Kontakt zu Ihren älteren Mitbewohnern. Machen Sie ihnen das Angebot, bei fremden Besuchern an der Wohnungstür zur Sicherheit hinzuzukommen und übergeben Sie für solche Fälle die eigene Telefonnummer.

Für eine kostenlose Beratung steht das Kommissariat Kriminalprävention/Opferschutz unter der Rufnummer 0234 / 909-4040 zur Verfügung. Auch der Kontakt zu einem Seniorensicherheitsberater kann über die Nummer hergestellt werden. (sat)