Bochum. . Jonathan Kiunke verdient sein Geld, indem er Musik für deutsche Rapper produziert. Mit Kollegah und Farid Bang holte er zwei Goldene Schallplatten.

Eine goldene Schallplatte hat nicht jeder bei sich im Wohnzimmer an der Wand hängen. Bei Jonathan Kiunke sind es gleich zwei. Dabei ist der 28-Jährige ein Mann aus der zweiten Reihe, er kann unerkannt durch die Straßen gehen und muss keine Fanpost beantworten.

Unter dem Künstlernamen „Johnny Illstrument“ macht er die Musik für einige deutsche Rapper. Er baut die Beats, wie es in der Szene heißt. Während die Rapper auf der Bühne von den Massen bejubelt werden, bekommt Johnny von dem Ruhm nichts ab. Dabei würde ohne ihn und die anderen Produzenten nichts gehen.

Gold für „Jung Brutal Gutaussehend 2“

Seine Stücke für Kollegah und Farid Bang (u.a. „Dynamit“) waren so erfolgreich, dass diese mit ihrem Album „Jung Brutal Gutaussehend 2“ über 100.000 Platten verkauft haben. Dafür gibt es Gold. Inzwischen steht Johnny bei „Selfmade Records“ unter Vertrag, Deutschlands derzeit erfolgreichstem Plattenlabel in der Sparte Rap.

Es läuft so gut für den gebürtigen Stuttgarter, dass er sein Studium der Geowissenschaften abgebrochen hat, um mehr Zeit für die Musik zu haben. „Es ist mein Traum, von der Musik zu leben“, sagt er. Auch wenn man natürlich nie wisse, wie lange der Erfolg noch anhalte. „Aber ich würde es später bereuen, wenn ich es nicht versucht hätte.“

Sommerhit mit den 257ers

Um sich breiter aufzustellen, produziert er seit einiger Zeit auch Popsounds für den us-amerikanischen Markt. Pro abgeliefertem Musikstück erhält er einen fixen Betrag. Früher musste er seine Beats anbieten, inzwischen komme es vor, dass Rapper ihn ansprechen und sagen, was für eine Stimmung sie sich für ihr Lied vorstellen. Dann liefert Johnny.

Eine wesentliche Einnahmequelle sind die Gema-Gebühren. „Diese Gelder fließen für Youtube-Klicks oder wenn ein Lied im Radio gespielt wird.“ Ja, auch im Radio war Johnnys Musik schon zu hören. Er steckt gemeinsam mit seinem Kollegen Joznez hinter dem Gute-Laune-Hit „Baby, du riechst“, mit dem die Essener Rap-Kombo „257ers“ im Sommer 2014 einen Überraschungshit landete. Deutschlandweit wurde der skurrile Track in den Radios rauf und runter gespielt. Der Beat ist das Ergebnis einer durchgearbeiteten Nacht.

Wenige Mausklicks reichen

„Das Lied zum ersten Mal im Radio zu hören, das war für mich einer der schönsten Momente“, erinnert sich Johnny. Getoppt wurde das nur noch mit dem Erreichen der „Goldenen“. „Das habe ich mir nicht mal in meinen kühnsten Träumen vorgestellt.“

An seinem Rechner mit drei Bildschirmen und Keyboard entstehen die Stücke. Mit wenigen Mausklicks kann er Streichinstrumente, Schlagzeug und Chöre solange mit Reglern hin- und herschieben, bis ein stimmiges Gesamtwerk entsteht. Manchmal gelingt ihm das in einer Stunde, an anderen Beats sitzt er mehrere Tage.

Ziel: Musik für Sido und Bushido

Bei allen Erfolgen hat Johnny Illstrument immer noch Ziele: „Es wäre schön, mal etwas für Sido oder Bushido zu machen.“ Dann würden mit Sicherheit die nächsten goldenen Schallplatten folgen.

Neues Soloprojekt mit Farid Bang

2015 war Johnny Illstrument mit seiner Musik auf 26 Veröffentlichungen vertreten. Sechs davon landeten auf Platz eins der deutschen Charts (u.a. „Neues von Gott“ von Favorite).

Aktuell produziert Johnny Beats für Farid Bangs kommendes Soloalbum „Blut“. Darüber hinaus will er sich mehr mit der lukrativen Pop-Schiene und dem amerikanischen Markt befassen.