Bochum. Im Theater der Gezeiten hat „Misterman“ Premiere, Katrin Herchenröther hat den Monolog von Enda Walsh inszeniert. Solo für Schauspieler Atef Vogel.

Das Theater der Gezeiten ist die kleinste Off-Bühne Bochums: Nur 20 Zuschauer finden in den Räumlichkeiten Platz, die sich in einem alten Ladenlokal in der Speckschweiz befinden. Alles hier wirkt ein bisschen beengt und ziemlich improvisiert.

Gleichwohl ist das kreative Flair mit Händen zu greifen. „Die Räume und die Stimmung im Theater haben mich gleich eingenommen, als ich nach einer Aufführungsmöglichkeit für meine neue Inszenierung suchte“, sagt Kathrin Herchenröther, freie Regisseurin. Am 7. April hat ihre Einrichtung von Enda Walshs „Misterman“ Premiere.

Hüter der öffentlichen Moral

Die Zuschauer können sich auf ein aufwühlendes Kammerspiel gefasst machen, denn das Stück spielt im Kopf der Hauptfigur Thomas Magill – auf der engen Bühne, in dem engen Publikumsraum ist das eine besondere Herausforderung für den Schauspieler Atef Vogel.

„Erst vier Mal war der ,Misterman’-Monolog auf deutschen Bühnen zu sehen“, weiß Katrin Herchenröther. 16 Jahre nach seiner deutschen Erstaufführung hat die Bochumerin Walshs Stück über Thomas Magill, den selbsternannten Hüter der öffentlichen Moral, wiederentdeckt. Dessen Welt scheint der vorgeblich einzig sichere Ort zu sein, doch dann wird Magill von Zweifeln heimgesucht: Mammy ist stark erkältet und die Katze schwer depressiv. Und die Menschen da draußen erst... Was treibt Eamon eigentlich immer in seiner Autowerkstatt? Irgendjemand muss doch Ausschau halten nach dem Bösen...

Info zum Theater und den Aufführungsterminen

Theater der Gezeiten, Schmechtingstraße 38. Die Premiere am Donnerstag (7.4.) um 20 Uhr ist ausverkauft. Weitere Vorstellungen: 10.4., 19 Uhr, 21.4. und 23.4., 20 Uhr, 6. u. 7.5., 20 Uhr.

Das Theater der Gezeiten wurde 1995 unter der künstlerischer Leitung von Benno Boudgoust gegründet und entwickelt seine Projekte aus einer Synthese von Körper- und Zeichensprache, Rede, Musik, Videokunst und Tanz.

Das Stück ist in einer Kleinstadt angesiedelt, es kommen nur wenige Protagonisten vor. Alle werden von Atef Vogel dargestellt, obwohl er „nur“ die Rolle des Magill spielt. Aber, wie gesagt, das Geschehen entwickelt sich im Kopf des Protagonisten. „Die Herausforderung ist, dieses multikomplexe Welt darstellerisch ‘rüberzubringen“, sagt Vogel.

Versteckte Botschaften

Was geht in Magill vor? Ist er verrückt? Völlig irre? Oder ist er schlicht der einzige, der weiß, was falsch läuft auf dieser Welt? – das sind Fragen, denen sich die Regisseurin stellten musste, und auf die es sicher keine leichten Antworten gibt. Das Publikum wird mitgerissen durch das Spiel Vogels, aber Walshs „Botschaft“ – wenn es sie denn gibt – ist halt eine versteckte. Hingehen, selbst heraufinden.

Katrin Herchenröther und Atef Vogel versprechen einen düsteren, radikalen, auch beklemmenden Theaterabend, der mit sparsamsten Mitteln (Ton/Licht-Dramaturgie, Papiermasken, Plastikfolien) seine Wirkung erzielen will. Das Theater der Gezeiten mag klein und eng sein, der Spielort verwinkelt und düster. Aber genau das war das Setting von Alfred Hitchcocks „Psycho“ auch.