Bochums Straßen sind an vielen Stellen in einem jämmerlichen Zustand. Und auch das Abwasserkanalnetz offenbart großen Reparatur- und Erneuerungsbedarf. Von den 1185 in Augenschein genommenen Kanal-Kilometern – insgesamt ist das Entwässerungsnetz 1240 km lang, und an ihnen sind 99,8 Prozent aller Haushalte angeschlossen – müssen 241 km (20,3 Prozent) dringend saniert werden. Bei 103 km ist kein Aufschub mehr möglich. Im jüngsten Abwasserbeseitigungskonzept (ABK) werden sie der Zustandsklasse 0 zugeordnet. Die besagt: Es besteht sofort Handlungsbedarf.

Bis 2020 sollen nun die gravierendsten Schäden behoben und dafür 214 Millionen Euro, davon allein 197 Millionen Euro für Neubau und investive Renovierung ausgegeben werden. Insgesamt sieht das in Abstimmung mit der Bezirksregierung von der Verwaltung erarbeite Konzept bis zum Jahr 2027 einen finanziellen Aufwand von etwa 450 Millionen Euro vor. Allein 413 Millionen Euro entfallen dabei auf Neubaumaßnahmen. Von einem „ausgewogenen und angemessenen Konzept“, spricht CDU-Ratsherr Dirk Schmidt. Insgesamt 1500 Maßnahmen sind im ABK aufgelistet.

Nachdem die Abwasserkanäle bereits für die erste ABK-Fassung 2009 komplett befahren und bewertet wurden und derzeit eine neuerliche Überprüfung erfolgt, ist außerdem ein sogenanntes substanzwertorientiertes Sanierungsgutachten vorgesehen, um den Sanierungsbedarf noch detaillierter einschätzen zu können. 200 000 Euro sollen dafür ausgegeben werden. Denn bislang, so steht es in der Verwaltungsvorlage, der die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses gestern mit großer Mehrheit zustimmten, hat es noch keinen nachhaltigen Sanierungserfolg bei der Reduzierung der dringend sanierungsreifen Abschnitte gegeben. Nun soll ein „Zustandsentwicklungsmodell“ entstehen. Außerdem ist vorgesehen, die zuständige Abteilung im Tiefbauamt mit zusätzlich zwölf Stellen zu bestücken, um die Aufgaben in den nächsten Jahren bewältigen zu können.

Zugestimmt hat eine breite Mehrheit außerdem einem Ergänzungsantrag der Fraktionen von SPD und Grünen. Damit wird die Verwaltung beauftragt, eine transparente Online-Darstellung der bis 2027 notwendigen Kanalbaumaßnahmen zu erstellen und außerdem die von Überflutung bei Starkregen potenziell gefährdeten Gebiete im Stadtgebiet besonders zu kennzeichnen.