Bochum. Das Ordnungsamt Bochum versteigert Fundstücke, wenn sie binnen sechs Monaten nicht abgeholt wurden. Fahrräder gehen schon mal für 25 Euro weg.
Schmuck und goldene Ringe, Kleidung und Koffer, Fahrräder und sogar ein Moped – insgesamt rund 100 einst verlorene Gegenstände fanden endlich neue Besitzer. Ein halbes Jahr hat sich niemand wegen der Fundstücke gemeldet, nun wurden sie vom Ordnungsamt der Stadt versteigert, und zwar im Clubraum des Bildungs- und Verwaltungszentrums.
Für Schnäppchenjäger ist solch ein Vormittag natürlich ein Paradies: Özlem Dede zum Beispiel ersteigerte sich mit viel Biss einen alten Diaprojektor und einen nostalgischen Walkman für wenig Geld. Ein großer Retro-Fan ist sie zwar nicht, aber: „Ich stell das erst einmal in den Keller – in zehn Jahren ist das sicher viel wert“, hofft sie. Schnäppchenjagd geht zwar längst auch online, aber an die Preise auf der Auktion des Fundbüros seien nicht zu unterbieten, so Dede. „Außerdem macht es ja auch Spaß, wenn man jemanden aussticht.“
Staunen über manche Fundstücke
Es geht eben auch um den Reiz am sportlichen Wettkampf zwischen den Bietern. Und um das ungläubige Staunen über mancherlei Fundstücke sowie die Frage, welche seltsamen Geschichten wohl hinter so manchem Verlust stecken mögen. Denn wer verliert schon irgendwo im öffentlichen Raum einen rosa Schlüpfer? Oder seinen Ehering? Oder gar ein funktionstüchtiges Moped – ohne den Verlust zu melden? Letzteres ging übrigens für schlappe 70 Euro weg.
Claudia Feldhoff-Böhmer, die seit drei Jahren bei der Fundsachen-Auktion den Hammer schwingt, wundert sich inzwischen über gar nichts mehr: „Ich hinterfrage das nicht mehr“, sagte sie. Was ihr außerdem in den drei Jahren aufgefallen ist: Regelmäßig sind es die gleichen Gesichter, die hier zur Versteigerung auftauchen, seien es ehrgeizige Schnäppchenjäger, fanatische Auktionsfans oder gewitzte Gebrauchtwarenverkäufer. Dementsprechend entspannt war die Stimmung im Clubraum. „Natürlich geht das hier etwas lockerer zu, wir sind ja nicht auf der Kö“, sagte Feldhoff-Böhmer.
Fahrräder sind Höhepunkt der Versteigerung
Das traditionelle Highlight der Versteigerung sind die Fahrräder: Manch tauglicher Drahtesel ging für gerade einmal 25 Euro an den Mann oder an die Frau. Ein Mountainbike startete bei fünf Euro, war aber so begehrt, dass es in weniger als einer Minute schon bei 80 Euro stand – und dafür schließlich dann auch weg ging.
Auch Heike Linnekuhl hat ein Rad für ihre Tochter ersteigert, und außerdem eine Nestschaukel und allerlei Schul- und Bürobedarf. Setzt sie sich als erfahrene Bieterin eigentlich eine Preisgrenze bei den Artikeln? „Klar“, sagte sie. „Aber manchmal ist es schwierig die einzuhalten – besonders, wenn schon der Jagdtrieb geweckt wurde.“