Bochum-Querenburg. . Freundeskreis der Bücherei Querenburg veranstaltet „öffentliches Nachdenken“ über die Integration von Flüchtlingen. Zwei Prominente helfen dabei.
Die Veranstaltung mit Christoph Zöpel und Günter Brakelmann sollte informieren, Vorurteile abbauen, Fakten liefern: „Strategien für ein Zusammenleben mit Menschen, die unerwartet zu uns kommen – ein öffentliches Nachdenken“ hatte der Freundeskreis der Bücherei Querenburg seinen Infoabend im Uni-Center überschrieben. „Es geht uns darum, die Perspektive gerade zu rücken, eine realistische Wahrnehmung zu ermöglichen“, betonte Elmar Linnemann vom Freundeskreis vorab. „Schließlich scheint manch ein Problem oftmals größer, als es tatsächlich ist.“ 70 Interessierte kamen ins Uni-Center und erlebten einen interessanten Abend.
Vor allem die Ausführungen von Christoph Zöpel waren es dann zunächst, die Linnemanns Ansprüche an den Abend untermauern sollten. „Wussten Sie das?“ wollte der frühere Landesminister dabei immer wieder als Leitfrage in den Raum stellen.
So seien 2014 circa 900.000 Menschen aus Deutschland ausgewandert, rund 1 450.000 Menschen kamen: Machte ein Einwanderungssaldo von gut 550.000 Menschen, wobei die Zahl um 1990 noch deutlich höher lag. Für 2015 geht Zöpel von ähnlichen Zahlen aus, trotz der aktuellen Flüchtlingssituation. Zudem seien 2014 138.000 Personen nach Polen ausgewandert, 116.000 nach Rumänien. „Menschen haben die Neigung, am Ende wieder dorthin zu gehen, wo sie ihre Kindheit verbracht haben“, fasste Zöpel zusammen. Daher erwartet er, dass dies auch bei vielen Flüchtlingen in der Zukunft so sein wird.
Grundwerte in Gefahr?
Christoph Zöpel wies auch noch einmal auf den geringen Anteil von Migranten an der Gesamtbevölkerung Bochums hin. Länder wie die Türkei oder Pakistan beherbergen generell die meisten Flüchtlinge. Dagegen taucht Deutschland auf dieser Liste 2014 laut Zöpel gar nicht im oberen Bereich auf. Und mit Blick auf den demografischen Wandel sagte er: „Migranten, die kommen, gehen in der Regel auch wieder. Wenn einige bleiben, tut das unserer Bevölkerungsstruktur ganz gut.“
Veranstaltungsreihe mit Zöpel wird fortgesetzt
Die Veranstaltungsreihe mit Prof. Dr. Christoph Zöpel wird im zweiten Halbjahr 2016 fortgesetzt. Thema dann: „Das Konfliktknäuel Nahost – eine Ursache zu fliehen.“
Dr. Anja Liedtke wird den Abend am 29. September inhaltlich mit Zöpel gestalten. Barbara Hoppen-Bodarwé spielt auf der Veeh-Harfe. Info auf freundeskreis-der-bueque.jimdo.com .
Günter Brakelmann führte aus, „wovor die Deutschen Angst haben“ könnten. So sehen sie womöglich ihre Grundwerte in Gefahr, schauen auf die Kosten der Unterbringung, mögliche Schwierigkeiten auf dem Arbeits- oder Wohnungsmarkt und die Gefahren des Terrorismus. Der Theologe forderte dazu auf, „Gegenstrategien aus anderem Geist zu entwickeln“.
Solche Strategien ganz praktischer Art zeigten Gabriele Danz, Leiterin der Hufelandschule, und Lesementorin Ingrid Schneider auf. Danz erklärte, wie ihre Schule die Herausforderung des Ankommens syrischer Flüchtlingskinder anpackt, Schneider erzählte vom gemeinsamen Lesen mit Migrantenkindern in der Einrichtung. Bei passender Gelegenheit sollen weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen dem Freundeskreis und den in der Flüchtlingshilfe ehrenamtlich Engagierten erläutert werden.
Julia Zolotukhina rundete den Abend mit ihrem Akkordeon musikalisch ab.