„Warum bist du eigentlich so klein?“ – „Mama sagte, wenn du groß bist, musst du arbeiten.“ Mit diesem Witz fing alles an, vor 27 Jahren, als Reinhold Sommer und Detlef Tiemann das erste Mal gemeinsam auf der Bühne standen. „Das sollte eigentlich nichts Dauerhaftes werden. Aber wir sind da irgendwie reingewachsen“, erinnert sich Tiemann. „Also, ich bin weniger gewachsen“, entgegnet Sommer und lacht. Bochumer Karnevalisten sind die Jecken aus Linden längst ein Begriff: Als Büttenredner-Duo „Der Lange und der Kurze“ stehen die beiden für Witz, Humor und gute, alte Karnevalstradition.

Seit 40 Jahren vor Ort aktiv

In Linden begleiten sie diese schon seit 40 Jahren. Ihr erster gemeinsamer Auftritt war jedoch eine spontane „Schnapsidee“, wie sie erzählen: „Ich bin klein, er ist groß – das wirkt schon rein optisch“, sagt Sommer und fügt schelmisch hinzu „Dann muss der eine noch ein doofes Gesicht haben, dann läuft das.“ In der Tat: Von Aachen bis Osnabrück und durchs ganze Revier sind die beiden Jecken schon getourt, standen oft auch fünfmal pro Abend auf der Bühne und haben dadurch ordentlich Karnevalserfahrung.

Das volkstümliche Fest ist längst fester Teil des Unterhaltungsprogramms und Mottogeber für Partys in Großraumdiskotheken. Aber: „Wenn du Schlager spielst, die Leute sich verkleiden und Spaß haben – ist ´ne schöne Sache. Aber Party ist nicht Karneval“, stellt Sommer klar. Die Narren-Liturgie der Prunksitzungen, der rituelle Tusch nach jedem Gag und nicht zuletzt die Form der Büttenrede – das gehört dazu. Was sie etwas traurig stimmt: Büttenredner gibt es immer weniger.

Das liege auch daran, glauben die beiden, dass der Nachwuchs-Büttenredner ein gehöriges Stück Selbstbewusstsein braucht: „Als Büttenredner ist man ja immer irgendwie alleine – anders als Tanz oder Parodie, wo man ja meist in der Gruppe auftritt“, sagt Tiemann. Und: „Es kann halt auch nicht jeder Witze erzählen.“

Für ihre eigenen Witze haben sie feste und klare Grundsätze: „Wir wollen den Leuten einen Spiegel vorhalten – aber sie weder vorführen, noch beleidigen“, sagt Tiemann. „Jemanden auslachen oder über Leute lachen – das ist ein riesiger Unterschied.“ Außerdem: Keine Witze über Tod und Krankheit, keine Gags unter der Gürtellinie und keine Diskriminierung. „Zum Beispiel Flüchtlinge diskreditieren – das geht gar nicht“, stellt Profi-Narr Tiemann klar.

Inspiration finden sie in den Nachrichten: „Die Politik liefert viel Fleisch“, so Tiemann. Zunächst sammeln beide möglichst viele Witze, dann treffen sie sich und sortieren aus: Welcher Gag sitzt, welcher ist einfach nur daneben? Und welche Witze funktionieren im neckischen Zwiegespräch, das ja gerade den Reiz ihrer Auftritte ausmacht?

Doch trotz der Liebe zum Karneval – die Narren-Hochburgen am Rhein sind keine heiligen Stätten für die beiden. Ihre Liebe zum Karneval fußt nicht auf der Massengaudi bei Großveranstaltungen, sondern auch persönlichen Freundschaften. Und deshalb, ganz klar, ist der schönste Karneval für beide immer noch der im Bochumer Ortsteil Linden. In diesem Sinne: Helau!