Bochum.. Nach Kritik von älteren Fahrgästen untersuchte das Unternehmen sämtliche 730 Haltestellen. An 130 Wartezonen sind die Sitze viel zu niedrig angebracht.

„Können sie mir helfen?“ Hildegard Falkenstein hat auf einem der roten Drahtgeflecht-Sitze an der Bushaltestelle am Schauspielhaus Platz genommen. Aufstehen kann die 89-Jährige nur mit Unterstützung von Mitwartenden. „Die Sitze sind viel zu niedrig angebracht“, bemängelt die WAZ-Leserin. Die Bogestra handelt: Bis Ende April werden die Sitzgelegenheiten an über 130 Haltestellen angehoben.

Seit beinahe vier Jahrzehnten ist Hildegard Falkenstein mit Bus und Bahn in Bochum unterwegs. „Als ich jünger war, fiel es mir nicht so auf. Aber jetzt habe ich immer häufiger Probleme, von den Warteplätzen hochzukommen“, berichtet die Seniorin und weiß: „Vielen anderen älteren Leuten geht es ebenso.“ „Stimmt“, bestätigt Hannelore Zimmermann (78). Für die WAZ ließen sich beide Damen zum Probesitzen am Schauspielhaus nieder.

Ergebnis: Die Metallbänke im Wartehäuschen sind mit knapp 45 Zentimetern derart niedrig angebracht, dass zumindest betagtere Fahrgäste größte Mühe haben, sich allein von den Sitzflächen zu erheben. „Und das auch hier am Schauspielhaus, wo die Haltestelle ja erst im letzten Jahr erneuert wurde!“, schimpft Hildegard Falkenstein.

Über 130 Sitze sind zu niedrig

Der Seniorenbeirat hat sich des Problems Mitte 2015 angenommen. In der August-Sitzung wurde die Verwaltung „gebeten, Gespräche mit der Bogestra zu führen, die Sitzhöhen in Wartebereichen von Bussen und Bahnen auf ihre Seniorenfreundlichkeit hin zu prüfen und mindestens bei anstehenden Reparaturen und Austauscharbeiten entsprechende Anpassungen vorzunehmen“.

Dies ist geschehen. Und mehr als das. „Wir haben uns sämtliche 730 Haltestellen in Bochum angeschaut und eine Liste der Haltepunkte erstellt, an denen die zwischen Stadt und uns vereinbarte Regeleinbauhöhe der Sitze von 48 Zentimetern unterschritten ist“, berichtet Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann. Ergebnis: In über 130 Wartezonen sind Sitze und Bänke zu niedrig postiert, mitunter nur 40 cm über dem Boden.

25 Sitze bereits erhöht

Weil „wir möglichst alles tun, um den Service für unsere Kunden zu verbessern“ (Kollmann), seien seit Jahresbeginn bereits an 25 Haltestellen die Sitzgelegenheiten erhöht worden. „In den nächsten drei Monaten folgen über 100 weitere Haltestellen, darunter auch die am Schauspielhaus“, kündigt die Bogestra an. Heißt: Bis zum Frühjahr soll sämtliche Wartesitze mindestens 48 Zentimeter hoch und damit für Senioren geeigneter sein.

Hildegard Falkenstein sowie Gerd Hille und Jürgen Hoffmann vom Seniorenbeirat haben noch einen weiteren Wunsch: „Viele ältere Fahrgäste stützen sich auf ihre Rollatoren auf. Das ist nicht ungefährlich. Es wäre deshalb gut, wenn an den Sitzen auch Armlehnen angebracht werden. Das würde das Aufstehen noch einfacher und sicherer machen.“

Städte-Medien GmbH kommt für Kosten auf

Die Kosten für die Umrüstung der Haltestellen-Sitze trägt nach Auskunft der Bogestra nicht das Nahverkehrsunternehmen, sondern die Ströer Deutsche Städte Medien GmbH als Eigentümer und Bestücker der Wartehäuschen.

Die Sitze bzw. Halterungen werden in der Regel um drei bis fünf Zentimer nach oben versetzt, um auf die 48-Zentimeter-Vorgabe zu kommen. Die Höhe der Kosten ist laut Bogestra „nicht unbeträchtlich“.