Bochum. Beratungsstelle Donum Vitae beriet 2015 mehr werdende Mütter mit Migrationshintergrund. Verein hilft ihnen auch finanziell bei der Erstausstattung mit Mitteln der Bundesstiftung Mutter und Kind.

2015 war für die Schwangerschaftskonfliktberatung Donum Vitae ein bewegtes Jahr. Erstens hat die Juristin Katharina Pellens ihr neues Amt als erste Vorsitzende im November übernommen. Und zweitens führte der Verein deutlich mehr Beratungsgespräche als noch 2014.

Ein Grund für den Zulauf von schwangeren Frauen in Konfliktsituationen sei die höhere Anzahl von Flüchtlingsfrauen. „Es geht auf der einen Seite um finanzielle Mittel wie die Förderung durch die Bundesstiftung Mutter Kind, aber auch um lebenspraktische Fragen wie Hebammenhilfe, Geburtskliniken und Vorsorgeuntersuchungen“, erläutert Diplom-Heilpädagogin Anika Gogol. In 2015 konnte Donum Vitae insgesamt 111.140 Euro für 192 Klientinnen durch die Fördergelder des Bundesstiftung Mutter und Kind bewilligen.

Arbeit mit Übersetzern

Der Verein verzeichnete 2015 mit 647 Beratungsfällen insgesamt 40 mehr als 2014. Bei den Mehrfachberatungen gab es einen Anstieg von 80 Gesprächen auf 1171. Vor allem die allgemeinen Beratungen würden dabei häufig von Flüchtlingsfrauen nachgefragt, wobei diese nicht als solche registriert werden. „Mehr als die Hälfte der Frauen in einer allgemeinen Beratung hatten einen Migrationshintergrund (260), davon brauchten 105 eine Übersetzungshilfe“, informiert die Beratungsstelle. Oft brächten die Frauen jemanden mit, der wenigstens etwas Englisch spreche. Eine Schwangerschaftskonfliktberatung nahmen insgesamt 152 Frauen in Anspruch, wovon 43 einen Migrationshintergrund hatten.

Fördermittel von Land, Kommune und Spenden

Die Schwangerschaftskonfliktberatung Donum Vitae wird vom Land NRW und der Stadt Bochum gefördert, ist aber unbedingt auch auf Spenden und Patenschaften angewiesen. Die Patenschaften laufen über die finanzielle Unterstützung und über praktische Lebenshilfe.

Eine Mitgliedschaft ist ab 36 Euro im Jahr möglich. Weitere Informationen finden Interessierte im Internet auf:
www.donumvitae-bochum.de

Gerade die breit gefächerte Beratungstätigkeit grenze die im Jahr 2000 gegründete Beratungsstelle Donum Vitae von anderen Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen ab, sagt die neue Vorsitzende Katharina Pellens. „Wir unterstützen die Frauen vom unerfüllten Kinderwunsch bis hin zum Lebensalter des Kindes von drei Jahren“, schildert sie. Aus der Beratungspraxis berichtet Iris Rüsberg-Steinke über die seit 2015 aktive Kooperation mit der Augusta-Krankenanstalt. Im Rahmen der an die Geburtsklinik angedockten Elternschule bietet der Verein Informationsabende an. „Das Hauptinteresse galt immer dem Elterngeld“, so Rüsberg-Steinke. Vor allem die gesetzlichen Regeln im Hinblick auf das seit Anfang 2015 neu eingeführte Elterngeld Plus werfen viele Fragen auf, die in Gesprächen mit den Beraterinnen bei Donum Vitae beantwortet werden. Ein weiterer Beratungszweig sind Gespräche im Zusammenhang mit der pränatalen Diagnostik, bei der das Ungeborene auf Fehlbildungen und Behinderungen hin untersucht wird. Nicht selten geraten schwangere Frauen durch vorgeburtliche Befunde oder Diagnosen in erhebliche seelische Konflikte. Auch in diesem Fall stehen die Beraterinnen von Donum Vitae an der Seite der werdenden Mütter.

Neue Vorsitzende möchte Jugend gewinnen 

Im November 2015 löste Katharina Pellens Monika Ishar als Vorsitzende des Vereins ab.

Katharina Pellens (53) von Donum Vitae in Bochum.
Katharina Pellens (53) von Donum Vitae in Bochum. © Ingo Otto / Funke Foto Services

Wie haben Sie Donum Vitae kennengelernt?

Katharina Pellens: Ich habe den Verein durch Kontakt zu der Mitgründerin und Ehrenvorsitzenden von Donum Vitae, Ingrid Borchert, kennengelernt, die ich vom Inner-Wheel-Club her kenne. Das ist die Frauenvereinigung des Rotary Clubs. Dort hat sie mich von Anfang auf die Arbeit von Donum Vitae aufmerksam gemacht. Seit vier Jahren bin ich Mitglied im Verein.

Welche Aufgaben haben Sie als erste Vorsitzende?

Pellens: Die Aufgaben sind total vielfältig. Ich leite zum Beispiel Sitzungen, bereite sie vor und koordiniere die Termine. Ein großer Teil meiner Arbeit ist die Beantragung von Fördermitteln und ich setze mich für unser Patenprojekt ein, das entweder finanziell unterstützt oder personenbezogene Lebenshilfe bietet. Im Moment arbeite ich mich mehrere Stunden täglich ein.

Was haben Sie sich für ihren Vorsitz bei Donum Vitae vorgenommen?

Pellens: Es muss klar gemacht werden, dass Donum Vitae nach christlichen Werten arbeitet, aber kein katholischer Verein ist. Wie Pro Familia ist Donum Vitae eine Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle, die ergebnisoffen berät. Mir ist es ein großes Anliegen, viele Mitglieder zu werben, damit der Verein schlagkräftig bleibt. Gerade wenn ich Fördergelder beantrage, ist es hilfreich, eine starke Gemeinschaft im Rücken zu haben. Im Moment haben wir etwa 90 Mitglieder. Künftig wird es verstärkt darum gehen, junge Menschen für die Arbeit des Vereins zu begeistern. Meine Tochter ist beispielweise im Verein, so etwas wirkt wie ein Schneeballsystem.