Im Theater Rottstraße 5 geht es am Sonntag wieder um den bekanntesten Abwesenden der Theatergeschichte. Die Rede ist von Marco Massafras Inszenierung von Samuel Becketts „Warten auf Godot“, 1952 uraufgeführt und nach wie vor eines der berühmtesten Theaterstücke der Moderne.
Im Landstreicher-Milieu
Massafra, Ensemble-Mitglied am Schauspielhaus, hat in seiner zweiten Regie-Arbeit für die Rottstraße (nach Camus’ „Caligula“) den Beckett-Klassiker mit Respekt vor der luziden Qualität des Absurden in Szene gesetzt. Zu sehen ist eine entschlackte Inszenierung, die der Tradition des vorgeblich „sinnfreien“ Theaters gerecht wird. Und die auf die Kraft des Wortes und die Kunst der Darsteller vertraut.
Wladimir und Estragon warten auf einer Straße auf Godot, von dem sie glauben, er könne ihnen helfen. Wie lange sie schon warten, ist unklar. Wie Godot ihnen helfen kann, auch. Hoffnung keimt auf und schwindet. Das seltsame Duo Pozzo und Lucky kommt und geht; ebenso der mysteriöse Junge, der für Godot arbeitet. Und Godot selbst? Die Sonne geht erneut unter. Man wird warten müssen. . .
Die von Beckett vorgestellten ältlichen Landstreicher Wladimir und Estragon sind in diesem Rottstraßen-„Godot“ mit Linus Ebner und Leander Gerdes mit zwei jungen Schauspielern besetzt; doch auch ihre Figuren scheinen gleichwohl bereits im Abgründigen des Wartens heimisch geworden zu sein. Maximilian Strestik gibt den brutalen Pozzo und Marco Massafra den hündischen Lucky; als Junge hat Jakob Schmidt am Ende seinen Kurzaufritt. Insgesamt ein selbstgewisser, stilsicherer Theaterabend, der Beckett jederzeit gerecht wird.