Mitte. . Auf dem Gelände des ehemaligen Stadtarchivs sind neue Wohnungen geplant. Zukünftige Bewohner sollen die Pläne aktiv und gemeinschaftlich mitgestalten.

Was geschieht mit dem Gelände des ehemaligen Stadtarchivs an der Kronenstraße? Bei einer Infoveranstaltung gibt die Wohngenossenschaft Krone Bochum eG erste Einblicke – und das Interesse daran ist groß.

„Alle mal aufstehen“, ruft Dirk Rottschäfer. „Da wir heute deutlich mehr sind als erwartet, rücken wir die Tische einmal zusammen.“ Mehr als 30 Personen aller Altersstufen sind auf Einladung der Wohngenossenschaft ins Albert-Schmidt-Haus am Springerplatz gekommen. „So, die erste Aufgabe ist schon mal bewältigt“, freut sich Rottschäfer, Krone-Vorstandsmitglied, als alle Tische ihren neuen Platz gefunden haben.

Dana und Till Wolf (im Bild mit ihre Kindern Lea und Finn) können sich einen Umzug an die Kronenstraße gut vorstellen.
Dana und Till Wolf (im Bild mit ihre Kindern Lea und Finn) können sich einen Umzug an die Kronenstraße gut vorstellen. © Haenisch / Funke Foto Services

Im September hatte die Genossenschaft mit ihrem Modell „Krone-Forum“ das Verfahren der Stadt zur Umgestaltung des 5700 Quadratmeter großen ehemaligen Stadtarchiv-Areal an der Kronenstraße gewonnen. „Unser Konzept war gut“, sagt Mitinitiatorin Barbara Jessel. „Realistisch auch im Hinblick auf den demographischen Wandel.“ Für die Stadt war auch der soziale Aspekt entscheidend. „Dass wir das nicht nur für uns machen, sondern für den Stadtteil.“

„Als ich von diesem Projekt hörte, war ich wie elektrisiert“, sagt eine Pflegewissenschaftlerin, die bereits an der Kronenstraße wohnt. „Eine Wohnung, aus der ich nie mehr ausziehen muss!“ Attraktiv ist für viele zudem die zentrale Lage und die Größe: rund 60 Haushalte sollen hier entstehen.

„Unsere Kinder sind groß, ich möchte aber weiter herausgefordert sein – nicht nur mit meinem Mann zusammen das eigene kleine Nest bauen“, sagt eine andere Frau.

Alles wird abgerissen und eine Tiefgarage gebaut

Das Konzept sieht ein Säulenmodell vor, in dem genossenschaftliches Wohnen, Miet-, Eigentumswohnungen und wohnverträgliches Gewerbe wie Pflegeeinrichtungen, Co-Working-Spaces oder Car-Sharing-Anbieter ihren Platz haben. Auch eine Demenz-WG soll hier entstehen.

Wohn-Gemeinschaft soll Wir-Gefühl stärken

Das Krone-Forum soll nach eigenem Verständnis „Denk- und Lebensräume für eine sich wandelnde Stadtgesellschaft schaffen, Wissen einbinden und mit einer offenen Wohn-Gemeinschaft das Wir-Gefühl stärken.“

Interessierte sind eingeladen zu den alle 14 Tage stattfindenden Treffen des „Wohnprojektes Krone“ freitags von 18 bis 19 Uhr im Albert Schmidt Haus, Heuversstraße 2. Nächster Termin: 22. Januar. Nähere Info: krone-bochum@gmx.de

Auf die Frage, wer einziehen kann, sagt Jessel, die auch schon die Nachbarschaftsinitiative „Ehrenfelder Miteinander“ gründete: „Alle, die den Wunsch haben, aktiv mitzugestalten, sich aktiv einzubringen.“ Aktuell gehören dazu Pädagogen, Ärztinnen, Finanzberater, Landschaftsplanerinnen, Juristinnen. Viele sind schon im Ruhestand, einige sind noch jünger.

„Viele junge Familien wohnen abgeschottet in ihren Häusern mit Gartenzaun; das wollen wir nicht“, sagen Till und Dana Wolf, die mit ihren Kindern Finn (6) und Lea (1) gekommen sind. Über ein Wohnprojekt-Portal im Internet suchen sie schon länger nach alternativen Wohnformen. „Schön wäre es natürlich, wenn auch andere junge Familien dabei sind. Kinder brauchen Kinder.“

Für die Krone eG gehe es nun darum, das Grundstück zu entwickeln, so Krone-Aufsichtsratsmitglied Jessel. „Wir werden kein Haus erhalten, wir reißen alles ab.“

Angepasst wurden die Pläne bereits an den Wunsch der Stadt, die Straßenrandbebauung zu berücksichtigen. „Das Gebäude soll näher an die Straße ran.“ Weil auf dem Gelände die Polsterei von Hein de Groot stand, soll ein neues Altlastengutachten erstellt werden. Eine Tiefgarage wird gebaut, die genaue Grundstücksaufteilung ist noch zu klären. Alles in Gemeinschaft. „Kaufen ist für Mitte des Jahres angedacht“, so Jessel. Die Gespräche mit den Banken würden laufen.