Bochum. Die Bochumer Polizistin Tania Kambouri behauptete, das BKA fälsche Zahlen zur Flüchtlingskriminalität. Nun ruderte sie zurück - und kassiert Kritik.

Mit ihrer Behauptung, das BKA würde Zahlen zur Flüchtlingskriminalität fälschen, hatte die Bochumer Polizistin Tania Kambouri kurz vor Weihnachten für Aufregung gesorgt. Richtige Zahlen würden nicht veröffentlicht, weil sie "politisch nicht gewollt" seien, sagte Kambouri in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung: "Ich könnte mir vorstellen, dass da etwas gefälscht oder beschönigt wurde, um keine Angst in der Bevölkerung zu schüren."

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Für ihre Behauptung konnte Kambouri allerdings keinerlei Belege vorlegen. Das BKA bestritt die Vorwürfe der 32-Jährigen schon kurz nach Veröffentlichung des Interviews.

Kambouri nennt Fälschungsvorwurf "unglücklich"

Im November hatte das BKA Statistiken veröffentlicht, wonach es durch Asylbewerber und Flüchtlinge keinen überproportionalen Anstieg der Kriminalität gebe. Die Statistik beruht auf Fallzahlen und Situationsschilderungen der Landespolizeien. Daten aus NRW flossen nicht in die Statistik ein. Die hiesige Polizei weist von Flüchtlingen begangene Straftaten erst seit Januar 2016 gesondert aus.

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Vor einigen Tagen ruderte Kambouri in einer Sendung des Saarländischen Rundfunks schließlich zurück. Die Aussage sei "unglücklich" gewesen, so Kambouri. Die 32-Jährige hatte zuvor schon mit ihrem Buch "Deutschland im Blaulicht" für Furore gesorgt. Darin beklagt sie die angebliche Gewalt und Respektlosigkeit junger muslimischer Männer gegenüber Polizisten. Kambouri war nach der Veröffentlichung des Buches in zahlreichen Talkshows zu Gast, "Deutschland im Blaulicht" stand wochenlang auf Platz eins der Bestsellerlisten.

Polizei-Funktionär fordert Disziplinarverfahren gegen Kambouri

Mit ihren Fälschungsvorwürfen ist Kambouri nun aber offenbar einen Schritt zu weit gegangen. "Vertuschung von Statistiken gibt es nicht. Weder beim BKA noch bei uns in NRW", sagt Arnold Plickert, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft GdP in Nordrhein-Westfalen. "Als GdP-Vorsitzender würde ich mich vor einer Aussage wie der von Frau Kambouri mit Zahlen absichern."

Wesentlich deutlicher wird André Schulz, Bundesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter: "Wer steuert und instrumentalisiert die Kollegin eigentlich die ganze Zeit?", fragt er sich in einem Facebook-Post: "Woher stammt eigentlich die Expertise der jungen Streifenbeamtin für ihre wenig fundierten Aussagen?" Schulz fordert von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD), Kambouri in die Schranken zu weisen: "Wann gibt es eigentlich das erste Disziplinarverfahren?"

Polizei Bochum fordert von Kambouri mehr Zurückhaltung

Ein solches wird es aber vorerst nicht geben, wie die Bochumer Polizei mitteilt. Kambouri habe ihr Buch als Privatperson geschrieben. Die Aussagen würden lediglich "ihre persönlichen Ansichten repräsentieren".

Trotzdem musste die 32-Jährige offenbar zum Rapport: "Frau Kambouri wurde in einem vertrauensvollen Gespräch durch Vorgesetzte darauf hingewiesen, dass sie sich künftig zu dienstlichen Themen zurückhaltender äußern soll. Nach diesem einvernehmlichen Gespräch sind keine dienstlichen Maßnahmen erforderlich“, teilt die Bochumer Polizei mit. Tania Kambouri selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.