Bochum. Im gut besuchten „Tana’s“ erinnerten das Schauspielhaus und die WAZ bei einem „Piccolöchen“ an Tana Schanzaras 90. Geburtstag.

„Das sind die Starken, die unter Tränen lachen, eigene Sorgen verbergen und andere glücklich machen.“ (Franz Grillparzer).

Mal um Mal hat sie zu Lebzeiten ihren 51. Geburtstag gefeiert, so wurde sie nie wirklich älter. Und doch wäre sie am 19. Dezember 90 Jahre geworden – Tana Schanzara, „unser’ Tana“. Im nach ihr benannten Bistro in den Kammerspielen erinnerte das Schauspielhaus in Kooperation mit der WAZ am Samstag an die große Schauspielerin, die 2008 verstorben war. 54 Jahre gehörte sie dem Bochumer Ensemble an.

Pianist reist aus Berlin an

Das Tana’s hatte sich für diesen Abend in ein kleines Kammertheater verwandelt. Auf der improvisierten Bühne nahmen Dramaturg Olaf Kröck als Moderator sowie die Schauspieler Manfred Böll und Katharina Linder Platz, beide hatten oft mit Tana gespielt. Womöglich einen noch besseren Draht zu der Schauspielerin hatte Alfons Nowacki, der Pianist, der Tana bei allen ihren heute legendären Solo-Abenden live begleitete. Zu ihrem 90. war der Hochbetagte extra aus Berlin angereist.

In Erinnerungen geschwelgt

Den Abend umgab vom Start weg ein Hauch von Wehmut und Nostalgie. Von einer großen Fotografie blickte Tana auf die 80 Gäste „ihrer“ Party. Auf einem leer gebliebenen Sessel lag ihre Mütze, davor standen drei Miniatur-Hündchen, einer mit Wackelkopf. Jeder, der hier war, brachte seine ganz persönlichen Erinnerungen an die Duse des Reviers mit; nach dem Motto „weisse noch...?!“ wurde ausgiebig geschwelgt.

Ein „Piccolöchen mit Tana“ lautete der launige Titel des Abends; eine Anspielung auf Tanas Angewohnheit, eins (oder zwei) dieser kleinen Sektfläschchen zu sich zu nehmen, bevor es ‘raus auf die Bühne ging. Der Piccolo war wie die Leidenschaft für ihre Hunde eine Art „running gag“ des Abends. Immer wieder wurde zumal an ihre Vernarrtheit in die bepelzten Vierbeiner erinnert.

Herzensgüte und Marotten

So wurde aus einem Brief (Olaf Kröck: „Man könnte es auch Abmahnung nennen“) von Intendant Hans Schalla zitiert, der Tana das Mitbringen ihrer Hunde ins Theater aufs Schärfste verbot. Oder es wurde an ihre Marotte erinnert, die Hunde mit den Namen von Intendanten zu rufen. Einmal meldete sich Tana im Theater ab, „weil Zadek gestorben ist“. – Nicht jeder wusste auf Anhieb, dass damit nicht der Theaterleiter Peter Zadek, sondern einer ihre Vierbeiner gemeint war ... großes Gelächter!

Manfred Böll las Schnurren dieser Art aus der Tana-Biografie „Jeden Morgen dasselbe Theater“ vor, es wurden Videoeinspieler gezeigt, während Katharina Linder einen von Tana verfassten Lebensbericht in unnachahmlich schnodderiger Herz-&-Schnauze-Manier vortrug. Gesungen wurde natürlich auch: Begleitet von Alfons Nowacki sang Katharina Linder u.a. „Komma schomma nache Omma“, und alle summten mit. Spätestens bei „In meinem Schrebber-gaarten/da bin ich Eva im Paradies“ wusste wirklich jeder, was der Ruhrpott, was wir alle an Tana hatten. Und mit ihr verloren haben.

Blümchenkittel und Strapse

Sie war eine große Schauspielerin, bei der das Menschliche immer durchschimmerte, egal ob sie die Ruhrpott-Mutti im Blümchenkittel oder die Puffmutter mit Strapsen spielte. Dieser Wandlungsfähigkeit und ihrer Herzensgüte galt das „letzte Tschüsskes“ des Abends. Beim Hinausgehen trugen viele ein Lächeln im Gesicht. Bei manchen war ein Tränchen dabei.