Bochum. Der Rat hat die Vorbereitung eines Teilnehmerwettbewerbs beschlossen. Ein privater Dienstleister soll künftig die städtischen Märkte organisieren.
Gepriesen werden sie als wichtige Kommunikationsorte und Garanten der Nahversorgung. Aber die Lage auf einigen der noch 13 städtischen Wochenmärkte ist prekär. Weniger Händler, weniger Kunden, bescheidene Perspektiven „Eine Neuausrichtung der Märkte ist unumgänglich“, heißt es in einer Verwaltungsvorlage. Große Teile der Politik teilen diese Einschätzung. Die deutliche Mehrheit im Rat stimmte dafür, einen Teilnehmerwettbewerb vorzubereiten und am Ende eine Konzession für die Organisation der städtischen Wochenmärkte an einen Dienstleister zu vergeben – wie dies bereits in vielen anderen Städten geschieht.
Stadt gibt finanzielles Risiko ab
Der Dienstleister soll das Marktgeschehen neu beleben, frische Ideen einbringen und nicht zuletzt dem städtischen Zuschussgeschäft „Wochenmarkt“ ein Ende bereiten. In diesem Jahr wird die Stadt noch einmal einen Zuschuss in Höhe von etwa 45 000 Euro für den Marktbetrieb tragen. Von 2016 an soll es, so sieht es das Haushaltssicherungskonzept vor, durch die Vergabe der Konzession eine 100-prozentige Kostendeckung geben. Das wirtschaftliche Risiko liegt beim Konzessionsnehmer, mit dem künftig die Markthändler einen oder mehrere Verträge abschließen.
Keine Mehrheit gefunden hat ein Antrag von FDP/Stadtgestalter, im Interesse des Wettbewerbs mehrere Konzessionen zu vergeben. Sonst, so Martina Schmück-Glock (SPD), komme es tatsächlich zu der von der Sozialen Liste befürchteten Rosinenpickerei und blieben die schwächeren Märkte auf der Strecke.
Nach WAZ-Informationen ist im Gespräch, dass die städtischen Wochenmärkte unter dem Dach der Bochum Marketing GmbH fortgeführt werden. Die Gesellschaft, die zu je 50 Prozent von der Stadt und privaten Wirtschaftspartnern getragen wird, führt u.a. beim Weihnachtsmarkt und beim Bochumer Musiksommer Regie. Die Stadtwerber könnten insbesondere das weitgehend brachliegende Marketing vorantreiben. Auch eine Privatisierung durch die Deutsche Marktgilde eG wird von Insidern ins Spiel gebracht. Die Genossenschaft mit Sitz in Hessen betreibt bundesweit bereits 125 Märkte, u.a. in Herne, Schwerte und Velbert.
Zwölf städtische Wochenmärkte verbleiben
Eine dritte Option wäre der Weiterbetrieb durch die Markthändler selbst. Vorreiter könnte Gerthe sein. Wie es heißt, will dort ein Gemüsehändler den Markt im Norden (mittwochs und samstags) ab Januar mit seinen Kollegen fortführen.
Ohne Gerthe verbleiben noch zwölf städtische Wochenmärkte. Herwig Niggemann, Mitinitiator des seit zwei Jahren erfolgreichen Moltkemarktes auf dem Springerplatz, will sich nicht an einem Bewerberverfahren beteiligen. „Ich habe kein Interesse“, betont der Inhaber des Frischemarktes an der Speicherstraße auf WAZ-Anfrage. Über den einzigen Bochumer Feierabendmarkt (freitags ab 16 Uhr) hinaus hege er keine Ambitionen, weitere Märkte privat zu organisieren und zu betreiben.