Die Notausgangstür ist gerade frisch eingebaut worden, der schwarze Mollton-Kulissenvorhang hängt schon hinter der Bühne, und auch die provisorische kleine Kaffeeküche funktioniert schon ganz gut. Ansonsten herrscht allerdings noch reichlich Baustellen-Feeling in Bochums jüngstem Theater. Am Samstag (19.12.) will das Zeitmaul-Theater Eröffnung feiern, die 2008 gegründete freie Bühne, die nach sieben Jahren Nomadentum nun einen festen Spielort gefunden hat: in der früheren Kapelle des St.-Vinzenz-Kinderhauses am Imbuschplatz.
Viele Helfer, viele Sponsoren
Regisseur und Autor Witek Danielczok, Schauspielerin Maria Wolf und der Musiker Serge Corteyn bilden den harten Kern des neuen Theaters. „Es war eine Herausforderung, den Saal umzubauen und für unsere Belange einzurichten“, sagt Witek Danielczok. Das sei nur mit der tatkräftigen Unterstützung vieler ehrenamtlicher Helfer möglich gewesen, fügt Maria Wolf hinzu.
Im Sommer war die nicht länger für Gottesdienste genutzte und entweihte Kapelle des Kinderheims den Theatermachern angeboten worden. „Propst Ludwig hat sich sehr dafür stark gemacht“, berichtet Danielczok. In enger Abstimmung mit der St.-Vinzenz-Stiftung wurde das Projekt angegangen. Sponsoren wie Stadtwerke und Sparkasse halfen bei der Umsetzung. Die war durchaus herausfordernd: Der ehemalige Kirchenraum musste theatergerecht umgebaut, der Altar entfernt, Platz für eine Bühne und 80 Zuschauerplätze geschaffen werden. Jetzt ist Land in Sicht. In gut einer Woche hebt sich erstmals der (nicht vorhandene) Vorhang für die Premiere von Danielczoks Stück „Körperlegenden“.
Das Zeitmaul-Theater versteht sich als Ergänzung, nicht als Konkurrenz zur bestehenden lebendigen Bochumer freien Theaterszene. Eigenproduktionen, die sämtlich Uraufführungen sind und aus der Feder des künstlerischen Leiters Witek Danielczok stammen, werden den Kern des Programms bilden. Auch Gastspiele sind angedacht, aber auch hier gilt: nur aktuelle Stücke, bitte. Und nur von lebenden Autoren.
Neben den Vorstellungen plant das Zeitmaul-Theater Projekte mit Kindern und Jugendlichen aus dem benachbarten Kinderheim im Rahmen von Theater- und Videokunstprojekten. „Gedacht ist an verschiedene Workshops, auch mit minderjährigen Flüchtlingen“, sagt Maria Wolf, „davon werden beide Seiten profitieren“. Außerhalb der Proben werde das neue Theater in der alten Kapelle dem Kinderheim als „Ort des Verweilens, Lernen und Kraftschöpfens“ zur Verfügung stehen.