Bochum.. „Bochum packt an“ verteilt zweimal in der Woche am Hauptbahnhof Spenden an Bedürftige. Zwischen fünf und zehn Menschen leben wirklich auf der Straße

Gegründet hatte sich die Gruppe „Bochum packt an“ zur Beseitigung der Sturmschäden von Pfingsten 2014. Nun aber, zu Beginn der Winterzeit, helfen die ehrenamtlichen Mitglieder der Gruppe armen Menschen ohne festen Wohnsitz oder ganz ohne Wohnung.

Zweimal in der Woche – montags und donnerstags von 17 bis 18.30 Uhr – verteilen sie am Hauptbahnhof Spenden: Suppe, warme Getränke, Kleidung, Hygieneartikel, Hundefutter und Ähnliches. „Warm durch die Nacht“, nennt die Gruppe ihre Aktion, die jeweils von 20 bis 40 Bedürftigen genutzt wird. Um die Spenden besser lagern zu können, sucht die Gruppe eine kostenlose Räumlichkeit.

Räume gesucht

„Bochum packt an“ besteht zurzeit aus sieben bis acht regelmäßig aktiven Leuten, darunter die Bochumer Anglistik- und Germanistik-Studentin Marina Flockert. In ihrem Wohnzimmer, sagt die 27-Jährige, stünden zurzeit 16 blaue Müllsäcke mit Spenden, die fast alle von Privatleuten kommen – Schlafsäcke, Isomatten, Winterkleidung. „Das Sortieren der Spenden ist quasi unmöglich, da wir sie an mindestens vier Stellen aufbewahren müssen. Daher suchen wir einen Lagerraum“, sagt Flockert. Wer einen Lagerraum bereitstellen kann oder Sachen spenden will, kann sich bei „Bochum packt an“ per Email melden: www.warm.durch.die.nacht.bochum@web.de.

Zu ihrer Motivation sagt die Studentin: „Ich habe kein Geld, aber Zeit. Ich finde, dass man die Leute um sich herum nicht vergessen darf. Es ist wichtig, dass diese Leute Respekt bekommen, als ebenbürtige Personen.“

Nur wenige leben nur auf der Straße

Aktuell gibt es in Bochum zwischen fünf und zehn Wohnungslose, überwiegend Männer ab 40 Jahren, sagt Gerlinde Fuisting von der Wohnungslosenhilfe der Diakonie. Es gebe „nur eine geringe Zahl, die wirklich auf der Straße lebt“. Die Zahl sei in den vergangenen Jahren in etwa gleich.

Diese Menschen seien der Diakonie zwar bekannt, aber wo sie draußen übernachten, würden sie nicht sagen. Diese Menschen könnten zwar kostenlos auch in einem Bett schlafen, in Notschlafstellen der Stadt oder im Fliedner-Haus der Diakonie (32 Betten für Männer, acht für Frauen) am VfL-Stadion, aber das wollten sie nicht. „Sie können die Situation in Gemeinschaftsunterkünften nicht aushalten“, sagt Gerlinde Fuisting. Der Grund liege eher in psychischen Problemen, Suchtprobleme seien höchstens sekundär.

Die Diakonie stellt ihnen einen Briefkasten zur Verfügung, denn auch sie beziehen Sozialgelder oder eine Rente.

Kältebus versorgt Obdachlose in Bochum

Eine dicke Jacke, ein heißes Getränk und eine warme Suppe – damit wollen die Johanniter den Obdachlosen in Bochum durch die kalte Jahreszeit helfen.

Bis März 2016 machen sie jeden Donnerstagabend mit ihrem sogenannten Kältebus am Buddenbergplatz in der Nähe des Hauptbahnhofs Halt. „Es gibt immer wieder Menschen, die keine Unterkunft für die Nacht gefunden haben und sich deshalb an einigen Plätzen frierend sammeln. Diesen Menschen wollen wir am Buddenbergplatz eine zuverlässige Anlaufstelle geben“, erklärt Dr. Volker Buhlmann, ehrenamtlicher Ortsbeauftragter der Johanniter in Bochum. „Dort gibt es eine warme Suppe und ein Würstchen, ein warmes Getränk und bei Bedarf auch eine warme Jacke.“

"Obdachlose nicht vergessen"

In den vergangenen Jahren sind die Johanniter immer an zwei Tagen in der Woche gefahren. „Aber momentan gibt es nicht so viele Ehrenamtliche, die das Projekt betreuen“, erklärt Pressesprecherin Anna Niemeier. Buhlmann wirbt auch deshalb für das Projekt: „Die Versorgung der Flüchtlinge erfordert zurzeit überall die volle Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft der Hilfsorganisationen. Aber gerade jetzt, in der dunklen und kalten Jahreszeit, wollen wir nicht die vielen Obdachlosen in Deutschland vergessen, die unsere Hilfe ebenso dringend benötigen.“

Wer die Johanniter mit einer Sachspende unterstützen will, erhält weitere Infos unter 0234-893720. Geldspenden nimmt die Johanniter-Unfall-Hilfe entgegen.