Ehrenfeld. . Jeden Dienstag bereitet Kauffrau-Legende Elli Altegoer im gemütlichen „Baristoteles“ das Frühstücks-Buffet zu. Ihre Stammkunden freut’s.
Ihr kultiges Tante-Emma-Lädchen an der Königsallee 72 ist zwar seit einer Weile Geschichte, doch das ist für Bochums wohl bekannteste Kauffrau Elli Altegoer noch längst kein Grund, zu Hause die Beine hoch zu legen.
Knapp zwei Jahre nach ihrem angekündigten Rückzug ins Private ist Elli zurück aus dem Ruhestand. In ihrem ehemaligen Geschäft, das heute den schönen Namen „Baristoteles“ trägt und ein gemütliches Café beheimatet, hilft Elli einmal pro Woche mit – und zwar für den guten Zweck.
Rückblick: Ende Februar 2014 hing Elli Altegoer (76) ihren Kittel endgültig an den Nagel und machte zu. 45 Jahre lang sorgte ihr kleiner Laden an der Farnstraße für die Nahversorgung im Viertel und für ungezählte Pausensnacks der nahe gelegenen Gymnasien, doch dann war für die „Rakete vom Ehrenfeld“, wie Schauspieler Armin Rohde sie gern nennt, die Zeit des Abschieds gekommen. „Ich wollte ja gar nicht“, sagt sie heute fast bockig, „aber da hat die Vernunft einfach gesiegt.“
Ganze Reihe von Interessenten
Die Frage, welcher Laden ihr folgen könnte, beschäftigte die quirlige Kauffrau schon länger. Eine ganze Reihe von Interessenten hätten sich bei Elli vorgestellt, berichtet sie. Einer habe Computer, der nächste Handtaschen verkaufen wollen. „Es gab einen Italiener, der hier einen Imbiss aufmachen wollte, aber den fand ich arrogant“, meint sie. Die Nachfolge schien sich hin zu ziehen ... bis Simon kam.
Simon Haß (33) betrieb auf dem Hans-Ehrenberg-Platz mit Erfolg das „Baristoteles“, ein kleines Ecklokal mit fair gehandelten Kaffeespezialitäten und den glänzenden Maschinen gleich dazu. Simons Idee war, seinen gut laufenden Laden auf Ellis Hoheitsgebiet zu vergrößern. „Junge Leute mit frischen Ideen hier wirken zu lassen: das hat was“, erzählt Elli begeistert. Großer Pluspunkt außerdem: Simon war selber Engelbert-Schüler und hat bei Elli schon so manche Bockwurst vertilgt. „Früher hat er immer gesagt: ‘Wenn ich groß bin, dann kaufe ich deinen Laden’“, erinnert sich Elli schmunzelnd. „Und so kam’s dann auch.“
Seit eineinhalb Jahren ist das „Baristoteles“ nun in Ellis Ex-Lädchen zu finden – und Simon Haß hat diesen Schritt nicht bereut: „Sicher war das ein Riesen Erbe, und meine Befürchtung war, dass die Leute womöglich nicht weiter kommen“, erzählt er. „Aber diese Ängste haben sich nicht bewahrheitet. Es läuft total super.“
Neue (Uhr)-Zeiten
Nachdem Elli in jüngster Zeit einige Schicksalsschläge wie den Tod ihres Mannes Heinrich verkraften musste, wurde die Idee geboren, die rüstige Seniorin weiter in den Betrieb mit einzubinden. „Ich helfe Simon und er hilft mir, das läuft ganz harmonisch“, sagt sie. „Simon hat mich richtig aus einem emotionalen Loch heraus geholt.“
Zur Freude vieler ihrer Stammkunden bereitet Elli jeden Dienstag das Frühstücks-Buffet zu, der Überschuss wird an das Hospiz St. Hildegard gespendet. Zwischen ihren Käse- und Schinkenplatten findet Elli natürlich Zeit für so manche Plauderei und für Anekdoten aus vergangenen Tagen.
An eine Umstellung muss sich Elli Altegoer allerdings erst gewöhnen: Das „Baristoteles“ öffnet erst um 10 Uhr. Für eine Tante-Emma-Laden-Besitzerin wie sie ist zu solch fortgeschrittener Stunde fast schon das Mittagessen fällig. „Früher war ich immer um halb sechs hier“, erzählt sie. „Neue Zeiten.“
Buffet könnte erweitert werden
Ab Februar soll Ellis Frühstücksbuffet von Dienstag auf Samstag verlegt oder sogar erweitert werden.
„Dann können auch all jene kommen, die während der Woche berufstätig sind“, sagt Simon Haß, der derzeit als Teil der Stadtwerke-Kampagne „Bock auf Bochum“ auf vielen Litfaßsäulen zu sehen ist.