Langendreer. . Im Krieg zerstört, wieder aufgebaut und im November 1955 eingeweiht. Dies alles dokumentiert Gerd Puzicha in seiner Ausstellung über das katholische Gotteshaus.

Gerd Puzicha hat es als kleiner Junge selbst miterlebt. „Ich bin Jahrgang ‘48, war damals also gerade mal sieben Jahre alt, als unsere Kirche wieder in Betrieb genommen wurde.“ Mit „unsere Kirche“ meint Puzicha das Gotteshaus der Katholischen St.-Marien-Gemeinde an der Alten Bahnhofstraße 182. Im Krieg zerstört und anschließend wieder aufgebaut, wurde es im November 1955 von Erzbischof Lorenz Jaeger eingeweiht. „Ich habe damals nicht alles verstanden“, erinnert sich Puzicha. „Aber ich weiß noch, dass es ein sehr beeindruckender Moment war.“

Nicht nur für ihn, für die ganze Gemeinde am Alten Bahnhof, die immerhin zehn Jahre ohne ihre Kirche auskommen musste. Nur der Turm und der Altar hatten den Krieg überstanden und konnten von Schutt befreit werden. Nach Kriegsende stand der Kirchenvorstand vor der Frage: Notkirche? Wiederaufbau? Oder Neubau? Die Idee einer Barackenkirche überwarf das Generalvikariat in Paderborn schnell. Lieber entschloss man sich, auf den alten Fundamenten auf der alten Grundfläche eine neue Kirche zu bauen.

Viele Helfer packten mit an

Gemeindearchivar Gerd Puzicha inmitten der Ausstellung, die er aktuell im Vorraum der St.-Marien-Kirche präsentiert.
Gemeindearchivar Gerd Puzicha inmitten der Ausstellung, die er aktuell im Vorraum der St.-Marien-Kirche präsentiert. © Gero Helm

„Es sollte eine Hallenkirche entstehen, die einer Basilika, wie sie um 900 nach Christus üblich war, nachempfunden war. Sie wurde an den alten Turm angebaut, der erhalten blieb“, erklärt Gerd Puzicha, der seine Informationen aus vielen Bildern, alten Festschriften und natürlich vielen Gesprächen mit Zeitzeugen hat.

Erste Maßnahme war laut Puzicha die Stabilisierung des Turms im Herbst 1949 durch Ausspritzung und Einzug von vier Betondecken. Bis zum Abbruch der beschädigten Kirchenmauern waren da in Eigenarbeit vieler Helfer schon 3000 Kubikmeter Schutt bewegt worden.

Die Langendreerer Firma Krukenberg hatte den Auftrag übernommen. Von Dezember 1950 bis Februar 1951 wurde die Stahlkonstruktion für das Dach montiert. Am 28. April 1951 war Richtfest, am 17. Dezember des gleichen Jahres wurde schon die erste Messe im neuen Gotteshaus gefeiert.

Ausstellung noch zwei Wochen zu besichtigen

Gut 100 Bilder und einige Dokumente aus dem Archiv St. Marien/St. Ludgerus stellen den Wiederaufbau und die Weihe der St.-Marien-Kirche dar.

Zu sehen ist die Ausstellung noch gut zwei Wochen im Vorraum der Marien-Kirche, Alte Bahnhofstraße 182, werktags von 10 Uhr bis 16 Uhr im Rahmen der Aktion „Offene Kirche“.

Bis zur Konsekration gab es aber noch viel Arbeit. Puzicha: „Die Sakristei und die beiden Kapellen fehlten ganz und der Turm war noch nicht repariert.“ Am 21. Juni 1955 aber konnte Pfarrer Eckhardt an den Erzbischof schreiben: „Die ... Marien-Kirche ... wird Ende Juli dieses Jahres fertig sein. ... Jetzt nach Fertigstellung des ganzen Kirchbaus könnte die feierliche Konsekration der Kirche und des Hochaltares vorgenommen werden.“ Zwecks „Inspektion“ schickte Erzbischof vorher aber Weihbischof Hengsbach nach Langendreer. Dieser firmte am 18. Oktober 1955 mehr als 300 Kinder und Jugendliche.

Am 20. November 1955 schließlich weihte Erzbischof Lorenz Jaeger höchstselbst die neue Marien-Kirche in Langendreer ein. „An diesem Tag war die ganze Gemeinde auf den Beinen“, erzählt Gerd Puzicha. „Es war, wie hinterher der erzbischöfliche Kaplan äußerte, eine der eindrucksvollsten Kirchenweihen jener Zeit.“