Bochum.. Erste Befragung der HSG zeigt: Außergewöhnlich viele Studenten finden sofort eine Anstellung. Niedergelassene Ärzte und Pflegedienste sehen Probleme.

Die bundesweit erste staatliche Hochschule für Gesundheitsberufe werde dem Bedarf am Arbeitsmarkt vollauf gerecht. Das betont Präsidentin Prof. Dr. Anne Friedrichs. Derweil mahnen Akteure in der Gesundheitswirtschaft, die klassische Aus- und Weiterbildung nicht zu vernachlässigen.

Am Montag wird der HSG-Neubau in Querenburg eröffnet. 950 Studenten streben ihren Bachelor-Abschluss in Pflege, Hebammenkunde, Logopädie, Ergo- und Physiotherapie an. Ihre Berufsaussichten seien hervorragend, entgegnet die HSG Kritikern, die die Akademisierung der Gesundheitsberufe infrage stellen. Eine erste Umfrage bei den Absolventen, die 2014 ihr Studium im Provisorium an der Universitätsstraße abgeschlossen haben, liefere eindeutige Zahlen. Danach haben 85 Prozent der Absolventen der Studiengänge Logopädie-, Ergo- und Physiotherapie bis zu einen Monat nach Studienabschluss einen Arbeitsplatz gefunden. Normalerweise liege diese Quote bei 50 Prozent. Auch bei der Pflege werde „die Erfahrung gemacht, dass viele Studierende kurz nach dem Staatsexamen eine Stelle antreten“ – nicht selten bei Kliniken, Praxen oder Einrichtungen, mit denen die HSG als Kooperationspartner zusammenarbeitet.

Klinikum: breite Pflege am Bett

Für die niedergelassenen Ärzte mag Dr. Christian Möcklinghoff den Optimismus der HSG-Spitze nicht ganz teilen. „Im Prinzip“ sei es richtig, dem stetig steigenden Qualitätsanspruch in der Gesundheitsbranche mit einer eigenen Fachhochschule nachzukommen. „Meine Sorge ist nur, ob die Studierenden am Ende in den Arztpraxen landen. Zum einen werden unsere Mitarbeiter selbst intensiv weitergebildet. Zum anderen dürften die Gehaltsvorstellungen der Hochschul-Absolventen oft nicht in das Tarifgefüge der Kollegen passen“, sagt Dr. Möcklinghoff, 2. Vorsitzender des Medizinischen Qualitätsnetzes (medQN) Bochum mit über 170 niedergelassenen Haus- und Fachärzten.

Ganz konkrete Probleme sieht dagegen Annette Borgstedt, Pressesprecherin des Caritasverbandes Bochum/Wattenscheid, auf ihren Verband zukommen. „Das vorweg: Wir freuen uns, dass die Pflegeberufe durch die Möglichkeit eines Studiums aufgewertet werden. Aber die Masse decken wir damit nicht ab. Wir brauchen Praktiker und suchen ständig auch über unsere Homepage Pflegekräfte. Deshalb sind wir ja jetzt auch immer auf Berufsbildungsmessen vertreten.“ Die HSG übrigens auch.