Bochum.. Der ehemalige Rechtsanwalt Prof. Rüdiger Knaup steht wegen anwaltlicher Vergehen vor Gericht. Einst war er ganz groß im Geschäft, dann kam ein Absturz.

Der Angeklagte stand beruflich weit oben, verdiente ein Vermögen und fuhr einen Maserati. Dann kam ein jäher Absturz wegen einer persönlichen Krise. „Ich war vollkommen ausgebrannt.“ Am Ende lag der ehemalige Rechtsanwalt Prof. Rüdiger Knaup (54) mit dem Gesicht in einer Pfütze auf der Straße, mit Handschellen auf dem Rücken, nachdem er sich unter Drogeneinfluss eine halsbrecherische Verfolgungsfahrt mit der Polizei geleistet hatte. „Das geschieht dir recht“, habe er damals über sich gedacht.

Knaup erzählte dies am Mittwoch vor dem Schöffengericht. Dort legte er eine so offene Lebensbeichte ab, als würde er vor dem Herrgott stehen. In der Tat ist die Situation für den Arbeitsrechtler ernst. Wegen Fahrten unter Drogen und ohne Führerschein war er bereits 2014 zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden.

Nun sattelte Oberstaatsanwalt Paul Jansen noch viele Vorwürfe oben drauf. Dabei geht es um Vergehen in seiner Tätigkeit als Anwalt. 127 Fälle zwischen 2011 und 2014 stehen in der Anklage: Knaup soll Arbeitnehmeranteile seiner damaligen Kanzlei-Mitarbeiter nicht an die Krankenkassen weitergeleitet haben und als Anwalt aufgetreten sein, obwohl ihm längst die Zulassung dafür entzogen worden war, weil er die anwaltliche Haftpflichtversicherung nicht mehr bezahlt hatte.

„Ich schäme mich dafür.“

„Ich schäme mich dafür“, sagte Knaup vor Gericht. Schließlich sei sein Lebenslauf vorher „immer geradlinig“ gewesen. Nicht ohne Stolz und Wehmut listet er auf, wie steil seine Karriere war: als Generalbevollmächtigter und Geschäftsführer beim früheren Bekleidungskonzern Steilmann, als Präsident von Wattenscheid 09, als Jura-Professor an einer Hochschule, als Gast in Talkshows von Lanz, Beckmann und Maischberger. Und er sprach über seine frühere Kanzlei am Dr. Ruer-Platz, wo er mehr als eine Million Euro Umsatz im Jahr gemacht habe.

So rasant sein Aufstieg war, so rasant verlief sein Abstieg. Zuletzt schlief er, wohnungslos, auf einer Matratze in der Kanzlei und weinte verzweifelt im Arm seines Sohnes, wie er sagte. „Tiefer geht es nicht mehr“, dachte er. Knaup zufolge gab es große Probleme mit dem Finanzamt, mit der Ehe, die geschieden wurde, mit dem Sorgerecht für seine drei Kinder – und wegen Drogen und Bordellbesuchen. Er sprach von „Parallelwelten“, die er regelmäßig aufgesucht habe. Ein Urteil wird am 4. November erwartet.