Auf der Neugeborenen-Intensivstation im St. Elisabeth-Hospital werden Frühchen schon mit einem Gewicht von 500 bis 1500 Gramm betreut. Für die Eltern ist die Station Segen und Herausforderung zugleich.

Meine Güte, sind die klein!

Das ist wohl der erste Gedanke, der einem kommt, wenn man die Frühgeborenen-Station im St. Elisabeth-Hospital besucht. Sicher, Babys sind nie wirklich groß, aber die kleinen „Würmchen”, die hier in ihren Bettchen liegen, sind wirklich noch Mini-Menschen.

Mit Schläuchen und Elektroden

So Merle (Name geändert), Anfang Dezember geboren, mit 990 g Lebendgewicht – ein Frühchen der 26. Schwangerschaftswoche! Nun liegt der Winzling, kaum dass er zu sehen ist, in einem Wärmebettchen, voll verkabelt mit Schläuchen und Elektroden. Aber Merle lebt. Und gedeiht. Täglich legt sie an Gewicht zu, was nicht nur die Ärzte und Schwestern, sondern vor allem die Eltern glücklich macht. Auch wenn sie Weihnachten auf der Frühchen-Station verbringen werden.

Neonatologie des St. Elisabeth Hospitals: Ärztin Dr. Almut Weitkämper. Foto: Ingo Otto
Neonatologie des St. Elisabeth Hospitals: Ärztin Dr. Almut Weitkämper. Foto: Ingo Otto © WAZ

Zehn Jahre gibt es die Neonatologie. Es war im Juni 1998, als die Neugeborenen-Intensivstation mit zwei Patienten und allen Schwestern und Ärzten aus der Kinderklinik auszog. Fortan war sie im St.-Elisabeth-Hospital Tür and Tür mit der Frauenklinik zu Hause. Medizinischer Schwerpunkte sind Extrem-Frühgeborene, d.h. Kinder, die mit nur 500 bis 1500 Gramm entbunden werden müssen. Auch finden Neugeborene mit Lugenerkrankungen oder angeborenen Störungen der Muskulatur Aufnahme.

Kooperation mit anderen

Fürs Personal, für die kleinen Patienten und für die Eltern haben sich in all den Jahren viele Veränderungen ergeben. „Kranke Frühgeborene müssen nur noch selten aus anderen Kliniken transportiert werden, da die kooperierenden Frauenkliniken und Frauenärzte die Schwangeren mit entsprechenden Risiken bereits in unsere Frauenklinik einweisen”, weiß Oberarzt Dr. Norbert Teig.

Fortschritte gemacht

Auch die Medizin hat Fortschritte gemacht: Die Frühchen werden seltener und kürzer beatmet und das, obwohl die Babys immer unreifer „geholt” werden – ab der 24. Woche werden sie behandelt und aufgepäppelt. Zur Erinnerung: eine ausgetragene Schwangerschaft erstreckt sich über ca. 40 Wochen!

Angst und Hoffnung

Eine Binsenweisheit für alle Eltern ist, dass jede Schwangerschaft mit Aufregung, mit ganz viel Hoffnungen, aber immer auch mit gewissen Sorgen einhergeht. Das trifft auf die Eltern von Frühgeborenen im Besonderen zu. Wird alles gut gehen? Wird sich der/die Kleine normal entwickeln? Hoffentlich gibt's keine Komplikationen! Wann dürfen wir endlich mit unserem Kind nach Hause? – Fragen über Fragen.

Enger Kontakt zum Kind

Das Team der Frühchen-Station versucht deshalb, den Eltern den Kontakt zu ihrem Kind so eng wie möglich zu gestalten. Die Räume mit den Wärmebettchen und Brutkästen sehen nur auf den zweiten Blick nach Krankenhaus aus. Sie sind abgedunkelt, die Bettchen mit Vorhängen voneinander getrennt. Es wird leise gesprochen, und es geht - so gut es halt geht - „familiär” zu. Die Eltern müssen keine Krankenhauskittel tragen, die Station ist für rund um die Uhr offen. „Umgebungsstressoren”, wie Dr. Teig das nennt, wurden reduziert: grelles Licht, Lärm auf dem Flur, schmerzhafte Eingriffe. Alles mit dem Ziel, den Frühgeborenen zum Leben zu verhelfen – und ihnen eine weitgehend normale Entwicklung zu ermöglichen.

Schon doppelt so schwer

So wie dem kleinen Till, der seit seiner Geburt Ende Oktober sein „Startgewicht” von 1240 g inzwischen verdoppelt hat, und sich auch sonst prima macht. Und der wahrscheinlich deshalb sein erstes Weihnachtsfest zu Hause feiern kann. Es wäre für seine Mutter das allerschönste Geschenk.

Fotostrecke Winzlinge im Wärmebettchen