Bochum. In der Kunstkirche Christ König präsentiert der Medienkünstler Martin Brand mit „Role Play“ packende Menschenbildnisse in Übergröße.

Die Kunstkirche Christ König ist mit ihren Präsentationen immer für Überraschungen gut, so auch diesmal. In der aktuellen Ausstellung „Role Play“ verwandelt der Medien-Künstler Martin Brand die ehemalige Kirche in einen Showroom von einiger Größe.

Das mit der „Größe“ ist wörtlich gemeint, denn der weite, leere Kirchenraum wird von sechs Meter hohen Videoprojektionen bespielt, welche die ausladende Dimension des Raumes erst Recht zur Geltung kommen lassen. Brands Videosequenzen, die auf die Stirnwand projiziert werden, können einem zunächst wie riesige Standbilder vorkommen. Tatsächlich ist ihnen aber eine kaum merkliche Spannung inne. Die Menschen, als „Riesen“ in Szene gesetzt, bewegen sich. Die Aufmerksamkeit des Betrachters muss ihnen folgen. Und sie wird ihnen folgen. Zu herausfordernd ist der visuelle Eindruck, der von ihnen ausgeht.

Auftritte wie auf einer Bühne

Martin Brand, 1975 in Bochum geboten, lebt und arbeitet in Köln. Seine Arbeiten bewegen sich oftmals zwischen Dokumentation und Fiktion, zufälliger Beobachtung und Inszenierung. So auch in „Role Play“: Die Arbeit umfasst eine Serie von Foto- und Videoporträts, die 2014 bei dem Live-Rollenspiel-Treffen „Katakomben“ in Köln entstand. Dabei verwandeln sich Zeitgenossen in Figuren aus dem Mittelalter, der Fantasy-Szene, des Steam- und Cyberpunk.

Brands Porträts zeigen diese Rollenspieler in Frontalansicht, der schwarze Hintergrund und die Ausleuchtung sorgen für einen bühnenartigen Auftritt. Die aufwändig gearbeiteten Gewänder und Rüstungen mit ihren Verzierungen und unzähligen Details erinnern an die Porträtmalerei vergangener Epochen. „Eigentlich“ werden also Beispiele der heutzutage überaus populären Freizeitbeschäftigung „Live-Rollenspiel“ dokumentiert. Aber es eröffnen sich auch weitere Lesarten. So meint man, bei manchen der Dargestellten auch die Beweggründe für deren Rollenübernahme zu ahnen: die Sehnsucht nach dem Ausleben einer anderen Identität, vielleicht sogar eine Sehnsucht nach einer anderen, vergangenen, vermeintlich besseren Welt.

Ohne es explizit zu thematisieren, schimmern diese Überlegungen in Martin Brands Aufnahmen immer durch. Beim Blick auf die auf XXXL vergrößerten Menschenbildnisse werden zwischen Betrachter und „Objekt“ medial vermittelte Begegnungen von beinahe intimer Art möglich.