Als der VfL Bochum – es muss so Anfang September gewesen sein – schon seit rund einem Monat unaufhaltsam durch die Zweite Liga rauschte, klingelte Andreas Luthes Telefon. Doch ausnahmsweise war mal niemand am anderen Ende der Leitung, der dem Stammkeeper des Zweitligisten zum perfekten Saisonstart mit fünf Siegen aus fünf Spielen gratulieren wollte.

Nein, diesmal war es Jonas Ermes, bis vor zwei Jahren dritter Torwart in Bochum. Er fragte Luthe, ob er sich vorstellen könne, an einem Flüchtlingsprojekt namens „In safe Hands“ teilzunehmen? „Andi war sofort total begeistert, Feuer und Flamme“, erzählt Jonas Ermes. Keine eineinhalb Monate später stellen die beiden Bochumer nun ein erstes Torwarttraining mit Flüchtlingen auf die Beine – am morgigen Samstag, von 12 bis 14 Uhr am Nachwuchsleistungszentrum an der Hiltroper Straße.

Was die beiden bis hierhin schon geschafft haben, ist beachtlich. In safe Hands – „den Namen hatte ich schon lange im Kopf“, so Ermes – ist dank der unentgeltlichen Hilfe einer Marketingagentur und einer Steuerberatungs-/Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mittlerweile ein eingetragener Verein mit einem professionellen Online-Auftritt (insafehands.de). „Ohne die ganze Hilfe wäre es nicht so schnell ­gegangen“, so Ermes. Zusätzlich war Luthe schon an allen Fronten unterwegs, mit Thomas Kessler (1. FC Köln), Marius Müller (1. FC Kaiserslautern) und Tobias Sippel (Borussia Mönchengladbach) sind schon drei weitere Bundesliga-Keeper bereit, perspektivisch selbst regelmäßige Trainingseinheiten mit Flüchtlingen in ihren Städten abzuhalten.

„Wir klären natürlich mit jedem Torwart individuell ab, was er machen kann und möchte“, so Ermes. Torhüter wie Sippel spielen schließlich jede zweite Woche noch auf der europäischen Bühne. „Wir wollen auch Fans und Kollegen mitnehmen. Mit unserem Projekt heißen wir Flüchtlinge willkommen und wollen unseren Beitrag zur Integration leisten“, sagt Andreas Luthe.

Das Duo will den 20 Flüchtlingen zwischen 7 und 15 Jahren deshalb morgen einen schönen, sorgenfreien und vor allem abwechslungsreichen Tag bescheren. „Der Schwerpunkt liegt schon auf dem Torwartspiel“, erklärt Ermes: „Aber natürlich üben wir jetzt nicht bis ins Detail die kompliziertesten Torwarttechniken. Das soll alles spielerisch und mit viel Spaß vermittelt werden.“ Neben der Bewegung und dem Spaß gibt’s ab 14 Uhr dann noch ein „Come Together“ mit den Familien und allen Bochumern, die dazu kommen wollen. „Natürlich sind alle eingeladen, sehr gerne auch VfL-Fans. Wir wollen einfach mit den Leuten ins Gespräch kommen“, freut sich Ermes auf die Premiere von „In safe Hands“.

Und für die Profi-Torhüter, die demnächst auch mitmischen wollen: Andreas Luthes Telefon ist ganz sicher immer eingeschaltet. Auch, wenn’s sportlich mal nicht so läuft.