Bochum. Sieben bis neun Monate muss die Stadt Bochum auf die Lieferung von mobilen Flüchtlingsunterkünften warten. Im November wird die nächste eingerichtet.

Mehrgleisig fährt die Stadt bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Kurzfristig werden einige in Notunterkünften wie Turnhallen untergebracht, langfristig sollen Personen mit Bleiberecht in eigene Wohnungen umziehen. Und für die mittelfristige Unterbringung galten bis vor wenigen Monaten noch Sammelunterkünfte in Gebäuden als beste Variante. Mobile Wohnanlagen wie die an der Wohlfahrtstraße sollten die Ausnahme bleiben.

Angesichts steigender Flüchtlingszahlen hat sich dies geändert. Sechs zusätzliche Containerdörfer im gesamten Stadtgebiet mit einer Kapazität von insgesamt 1320 Plätzen wurden bereits beschlossen.

Daten und Fakten

Zunächst für zwei Jahre mietet die Stadt die mobilen Wohnanlagen. Bislang bezieht sie die Container von einem Anbieter von Modulgebäuden aus Schleswig-Holstein. Die Kosten für die Unterbringung von 110 Personen belaufen sich in dieser Zeit auf 500 000 Euro.

Dazu kommen die Erschließungskosten wie Zu- und Abfahrt, Befestigung von Flächen und Versorgungsleitungen, so dass insgesamt für etwa zwei Jahre Kosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro entstehen. Bei größeren Anlagen fallen die Gesamtkosten umgerechnet günstiger aus.

Die erste Anlage mit einer Kapazität von 110 Plätzen soll im November an der Kemnader Straße in Stiepel errichtet werden. Weitere folgen am Bövinghauser Hellweg (Gerthe, 110), Auf der Heide (Altenbochum, 220), Am Kuhlenkamp (Weitmar, 220), auf dem Holland-Gelände (Wattenscheid, 220) und an der Alten Wittener Straße (Laer, 440). Und Anfang November wird der Haupt- und Finanzausschuss in seiner nächsten Sitzung über weitere Einrichtungen dieser Art entscheiden. Dies geschieht nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Prognosen für 2016. Dann rechnet Bochum nach jetzigem Stand mit etwa 4000 Flüchtlingen.

Panne bei der Standortsuche

Bei der Suche nach geeigneten Standorten hatte es zwischenzeitlich eine Panne gegeben. Auf einer Wiese auf dem Kommunalfriedhof Weitmar sollten 22 Wohneinheiten für bis zu 100 Menschen eingerichtet werden. Nach empörten Protesten revidierte der Rat einen entsprechenden Beschluss und empfahl der Verwaltung angesichts der Debatte über sensible Standorte für Flüchtlingsunterkünfte auch, den als Standort für eine mobile Wohnanlage vorgeschlagenen Sportplatz „Am Hausacker“ in Riemke zu ersetzen, da dort in unmittelbarer Nachbarschaft die Anlage eines Schießsportvereins liegt. Flüchtlinge in Deutschland

Über das Stadtgebiet verteilt

Umgesetzt wurde bislang die Absicht, die Unterkünfte möglichst gleichmäßig über das gesamte Stadtgebiet zu verteilen und keinen Bezirk überproportional zu belasten. Längst nicht mehr einhalten lässt sich dagegen die ursprünglich vorgesehene Zeitspanne zwischen politischem Beschluss und Errichtung eines Containerdorfs. Ende 2014 waren Lieferfristen von drei Monaten für die Container noch realistisch. Nun ist die Zeitspanne nach Ausschreibung und Auftragsvergabe deutlich länger geworden, da die etwa 30 Hersteller von mobilen Wohnanlagen in Deutschland mit der Produktion kaum noch nachkommen. „Jetzt müssen wir dafür zwischen sieben und neun Monate kalkulieren“, sagt Bochums Stadt-Sprecher Thomas Sprenger. Die beiden jüngst beschlossenen Standorte auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Holland in Wattenscheid und an der Alten Wittener Straße in Laer werden erst Mitte 2016 eingerichtet.