Bochum. . Die Katholische Beratungsstelle für Erziehungs- und Familienfragen feiert Geburtstag. Im Beratungsalltag hat sich über die Jahre vieles verändert.
Konflikte gehören für viele Eltern und Kinder zum Alltag. Wenn die familiären Probleme allerdings zu groß werden, ist professionelle Hilfe ratsam. Die erhalten Bochumer Familien beispielsweise bei der Caritas. Und das seit mittlerweile 50 Jahren.
Gestern feierte die Katholische Beratungsstelle für Erziehungs- und Familienfragen runden Geburtstag. „Wir bieten eine kostenlose Beratung für Kinder, Jugendliche, Eltern und Studenten zu vielen Fragen des Lebens und Zusammenlebens an“, erklärt Alfred Schweer, Leiter der Beratungsstelle, das Konzept.
Beratung für alle Altersklassen
Vier Mitarbeiter – zwei Heilpädagoginnen, eine Diplom-Pädagogin und ein Psychologe – kümmern sich derzeit in der Anlaufstelle um die Beratung, Diagnose und, falls möglich, auch Therapie unterschiedlichster Sorgen und Probleme. Hilfestellung durch Gespräche mit den Experten gibt es bereits ab dem Kindergartenalter. „Zum Beispiel kommen Eltern mit Kindern, die sich nicht von der Mutter trennen können“, sagt Schweer.
Bei Kindern im Schulalter gehe es um soziale oder schulische Probleme, PC- oder Smartphonesucht sowie Konflikte mit Eltern. „Stark zugenommen hat die Beratung hochstrittiger Paare, beispielsweise nach einer Trennung“, sagt Schweer. Mit ihnen sei die Zusammenarbeit mitunter schwierig, vor allem wenn sie vom Jugendamt oder Gericht zur Beratung geschickt wurden.
Weniger Mitarbeiter als früher
Die nun häufigen Sorgerechtsangelegenheiten seien vor einigen Jahrzehnten noch kein Thema gewesen, bedingt durch den höheren Stellenwert der Ehe und die wirtschaftliche Abhängigkeit der Frau vom Ehemann, erläutert Schweer. „Wir bilden als Einrichtung die Gesellschaft ab. Wenn sich die Probleme ändern, ändern sich unsere Beratungsthemen.“
In der Regel 500 Beratungen im Jahr
445 Beratungen wurden 2014 durchgeführt, in den Jahren zuvor waren es durchschnittlich 500. Etwa 62 Prozent der Fälle waren in weniger als drei Monaten abgeschlossen.
Kontakt zur Beratungsstelle an der Ostermannstraße 32: Mo. - Do. von 9 bis 17 Uhr und Fr. von 9 bis 14 Uhr unter Tel. 0234/ 307 90 55, Info: www.caritas-bochum.de.
Auch quantitativ habe sich im Vergleich zu früher einiges getan, so Schweer, der seit mehr als 30 Jahren dabei ist. „Wir waren hier mal 14 Mitarbeiter, jetzt sind es noch 3,25 Stellen. Zudem hat die Zahl der Hilfesuchenden insgesamt zugenommen, wodurch wir mehr zu tun haben.“ Die Dauer bis zum ersten Beratungstermin sei aber dennoch erheblich kürzer geworden. „Heute findet das erste Gespräch in der Regel binnen vier Wochen statt. Früher dauerte das bis zu zwei Jahre.“ Zudem arbeite man viel mehr interdisziplinär. „In der Vergangenheit haben sich verschiedene Schulen und Therapieansätze bekriegt. Heute denkt man gemeinsam über das beste Beratungskonzept nach.“
In die Zukunft blickt der Leiter der Beratungsstelle nicht ohne Sorgen. Die finanziellen Mittel sind knapper geworden, Kürzungen durch die Kirche angekündigt. „Es liegt an der Caritas, in welche Bereiche das Geld fließt.“ Kürzungen seien bei 3,25 Stellen (gesetzliches Minimum für eine Beratungsstelle) nicht mehr möglich. Im Extremfall bliebe nur die Schließung, die Schweer derzeit aber nicht befürchtet. Zumal: „Die hilfsbedürftigen Menschen gehen uns nicht aus.“