Bochum. . Die Willy-Brandt-Gesamtschule ist „bundeswehrfrei“ und wurde nun mit dem „Oberhausener Preis“ ausgezeichnet. 1000 Euro Preisgeld für neue Aktionen.

Die Erziehung junger Menschen zu einem friedlichen Miteinander und gegenseitiger Akzeptanz ist – besonders bei der akuten Flüchtlingsfrage in Europa – derzeit wichtiger denn je. Dessen ist sich Claudia Högemann, Schulleiterin der Willy-Brandt-Gesamtschule in Werne, sicher.

„Wir werben grundsätzlich für Verständigung und Toleranz zwischen Schülern unterschiedlichster Herkunft“, beschreibt Högemann einen expliziten Schwerpunkt der Bildungsarbeit an ihrer Schule. Für dieses kontinuierliche Engagement ist die Willy-Brandt-Gesamtschule in der vergangenen Woche mit dem „Oberhausener Preis 2014“ ausgezeichnet worden.

Bundeswehrfreie Schule

Bei einer Feierstunde im Centro überreichte Joachim Deterding, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Oberhausen, die Auszeichnung an Vertreter der Schule. Explizit geehrt wurde die Bildungsanstalt, weil sie sich 2013 dazu entschloss, „bundeswehrfreie Schule“ zu werden. „Seit Ende der Wehrpflicht werben Vertreter der Bundeswehr verstärkt in Schulen. Die Willy-Brandt-Schule ist eine der ersten, die diese Werbung für den Dienst an der Waffe auf ihrem Schulgelände verboten hat“, begründet Joachim Deterding die Preisvergabe auf WAZ-Anfrage.

Es gehe dabei nicht darum, die Bundeswehr abzuwerten. „Sie vertritt demokratische Werte innerhalb des Grundgesetzes“, stellt Deterding klar. „Wir befürworten aber eine andere Gewichtung – nämlich einen friedlichen und ethischen Ansatz zur Lösung von Konflikten.“

Zahlreiche Aktionen für besseres Miteinander

Diesen Ansatz verfolgt auch die Willy-Brandt-Schule. „Mir geht es nicht nur um die Entscheidung, bundeswehrfreie Schule zu sein“, betont Claudia Högemann. An der Gesamtschule gebe es ein dauerhaftes Bemühen für einen respektvollen und vorurteilsfreien Umgang miteinander in der vielfältigen Schulgemeinschaft – Bildung ganz im Zeichen des Namensgebers Willy Brandt. „Beispielsweise finden regelmäßig Sozialtrainings statt, in den gerade jüngere Schüler lernen, sich als Mitglied einer Gruppe angemessen zu verhalten“, schildert Högemann. In jeder Klasse tage zudem einmal pro Woche ein Klassenrat, in dem Schüler Probleme besprechen.

Ehrung für Verdienste um Frieden und Gerechtigkeit

Der „Oberhausener Preis“ wird seit mehr als 20 Jahren bewusst an nicht kirchliche Institutionen verliehen.

Der Evangelische Kirchenkreis Oberhausen sucht bei der Auszeichnung auf eigene Initiative „diejenigen, die sich im Prozess um Frieden, Gerechtigkeit und die Wahrung der Schöpfung hervorgetan haben“, erklärte Superintendent Joachim Deterding auf WAZ-Anfrage.

Die Gesamtschule kann zudem auf viele weitere Aktionen und Projekte verweisen. Sie ist beispielsweise „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und setzt sich für Inklusion und gegen Diskriminierung ein. Zudem hat sie die „Charta der Vielfalt“ unterzeichnet. Vom Kinder- und Jugendring Bochum wurde ihr der Abraham-Pokal verliehen, der Schüler zu mehr (religiöser) Toleranz ermutigen soll. Einige Schüler und Lehrer haben zum jüdischen Leben in der Nachbarschaft der Schule nachgeforscht und „Stolpersteine“ am Werner Hellwerg verlegt.

Die 1000 Euro Preisgeld will die Schule in neue Aktionen zur Friedenserziehung investieren. Unter anderem in neue Stolpersteine, die im November verlegt werden sollen. „Ein Teil soll auch in das Flüchtlingsfest fließen, das wir Anfang 2016 feiern“, freut sich Claudia Högemann über den Zuschuss.