Bochum. . Gegen die Alterskrankheit Osteoporose lässt sich durchaus etwas tun. Das erfuhren über 200 WAZ-Leser beim Nachtforum in Langendreer.

Die gute Nachricht: Leichtes Übergewicht und moderater Alkoholgenuss senken das Risiko, an Knochenschwund zu erkranken. Die schlechte Nachricht: Osteoporose zählt dennoch zu den häufigsten Leiden im Alter. Wie man vorbeugen, (be)handeln und mobil bleiben kann, zeigte das WAZ-Nachtforum Medizin im Knappschaftskrankenhaus Langendreer auf.

Über 200 Leserinnen und Lesern füllten am Donnerstag die Klinik-Cafeteria. Aufklärung über Osteoporose ist gefragt, werden in unserer alternden Gesellschaft doch immer mehr Menschen mit Knochenschwund leben müssen. Sechs Millionen Deutsche sind es aktuell. In zehn Jahren werden es 7,5 Millionen sein, sagen Studien voraus.

Zu 80 Prozent sind Frauen betroffen. Bei jeder dritten verlieren die Knochen nach der Menopause (also meist mit Anfang/Mitte 50) an Masse. Im höheren Alter entwickelt sich Osteoporose. Frauen und Männern ist gemein: Das Leiden wird oft zu spät erkannt und behandelt. „Viele werden erst nach Knochenbrüchen aufmerksam“, weiß der Orthopäde Dr. Markus Lepper. Er wünscht sich Knochendichte-Messungen als Vorsorgeleistungen der Kassen: bei Frauen ab 50, bei Männern ab 65 Jahren.

Stürze haben böse Folgen

Wer rastet, der rostet: Es ist vor allem Bewegungsmangel, der den im Alter unweigerlichen Knochenschwund begünstigt. Kommen täglich mehr als vier Tassen Kaffee, Alkohol im Übermaß, Rauchen, geringes Körpergewicht oder Depressionen hinzu, steigt das Risiko, an Osteoporose zu erkranken. Die Folgen sind alsbald sichtbar: Rundrücken („Buckel“), eine seitlich verbogene Wirbelsäule, unsicherer Gang. Der Kranke schrumpft: um mehr als vier Zentimeter.

Mit Osteoporose wächst die Gefahr von Frakturen dramatisch, warnt Klinikdirektor Prof. Dr. Rüdiger Smektala. Nicht nur, weil die Knochen brüchig werden. Sondern auch, weil Muskulatur und Reaktionsvermögen im Alter nachlassen und Senioren beim Sturz mitunter ungebremst aufschlagen. Unfälle zu vermeiden, sei daher das oberste Gebot, appelliert Dr. Christoph Friedrich, Chefarzt der Geriatrie im Maria-Hilf-Krankenhaus.

Einhalt geboten werden müsse insbesondere der rasanten Zunahme bei Oberschenkelhalsbrüchen (jährlich 123 000 Operationen). Zwar seien die unseligen Zeiten vorbei, in denen bettlägerige Patienten nach Monaten im Streckverband an Thrombose oder Lungenentzündung massenhaft ihr Leben ließen. Jeder Fünfte indes stirbt auch heute ein Jahr nach der OP. Jeder Dritte wird zum Pflegefall.

Alarmierende Gründe, aktiv etwas für seine Knochengesundheit zu tun. Siehe oben: Gutes Essen und ein Gläschen Bier und Wein sind dabei ausdrücklich erlaubt.

Regelmäßige Bewegung ist das oberste Gebot 

„Bewegung, Bewegung, Bewegung!“ Um Knochenschwund vorzubeugen und Osteoporose einzudämmen, ist regelmäßiges Training lebenswichtig, bekräftigten die Fachärzte beim WAZ-Nachtforum. Heilen lässt sich die Alterskrankheit zwar nicht. „Dennoch lässt sich einiges dagegen tun“, weiß der Orthopäde Dr. Markus Lepper.

Ernährung: Knochen brauchen Kalzium, täglich mindestens 1000 Milligramm. Die liefern Milchprodukte, Gemüse wie Spinat, Grünkohl oder Brokkoli, Nüsse und Mineralwasser. Den für die Knochendichte wesentlichen Vitamin-D-Bedarf decken ebenfalls Milchprodukte sowie u.a. auch Eigelb und Fisch. Ausreichend Sonne tanken (und dabei an UV-Schutz denken)!

Bewegung: Ein gemütlicher Spaziergang reicht nicht aus. Wirksam gegen Knochenschwund ist allein regelmäßiges Training, möglichst dreimal die Woche: „Das ist auch mit 80 noch machbar.“ Die Ärzte empfehlen Krafttraining mit dem Thera-Band, Wandern oder Walken. Wassergymnastik ist förderlich, sollte aber nicht die einzige Trainingsmethode sein. Tai Chi ist gut für den Gleichgewichtssinn. Wichtig: Es muss Spaß machen. „Sonst hält man’s nicht durch.“

Stürze vermeiden: Die meisten Unfälle passieren zu Hause. Deshalb: Raus mit Stolperfallen wie Teppichläufer oder Kabeln! Im gesamten Haus, auch im Keller, für ausreichende Beleuchtung sorgen – auch nachts beim Gang zur Toilette. Auf sicheres Schuhwerk möglichst ohne hohe Absätze achten. Regelmäßig zum Augenarzt gehen.

„Knochenschwund kann wirksam behandelt werden. Dazu ist allerdings die aktive Mitarbeit des Patienten unerlässlich“, bekräftigt Geriatrie-Chefarzt Dr. Friedrich.

Mit gutem Beispiel voran geht Ilse Grünig. Die 79-Jährige stemmt sich mit regelmäßigem Sport und ausgewogenem Essen gegen die Osteoporose. „Ich habe mich nicht nur auf die Krankheit eingestellt“, sagte sie beim WAZ-Nachtforum in einem Patientengespräch mit Prof. Dr. Rüdiger Smektala. „Ich stelle mich auch der Krankheit.“