Bochum hat gewählt. Ganz Bochum? Nein, nur gut jeder Dritte. Das ist mau. Warum 62 Prozent der Wähler zu Hause geblieben sind, lässt sich nur erahnen. Die Ursachen allein in Politikverdrossenheit, Wahlmüdigkeit oder Desinteresse zu suchen, greift zu kurz. Obwohl es zwölf Kandidaten gab, so viele wir nirgendwo sonst in NRW, hat vielen Bürgern in Bochum die Auswahl vermutlich nicht zugesagt.

Die schwache Wahlbeteiligung ist auch eine Ohrfeige für die Volksparteien, die immer wieder an der Gemeindeordnung rumdoktern. Die CDU/FDP-Idee, die OB-Wahl durch einen eigenen Termin aufzuwerten, ist misslungen. Die SPD indes sorgte mit der Abschaffung der Doppelspitze in den 1990er-Jahren dafür, dass heute Berufspolitiker und keine Verwaltungsexperten Chefs in den Rathäusern werden können.

Viele Bürger halten das für einen Fehler, wie es im Wahlkampf die Diskussion um die (Nicht-)Qualifikation des SPD-Kandidaten Thomas Eiskirch zeigte, der in 14 Tagen mit Klaus Franz (CDU) in die Stichwahl muss. Es steht zu befürchten, dass dieses Duell uns einen neuen Negativrekord an der Wahlurne beschert. Thomas Schmitt