Wer bei den Bundestagswahlen noch als Wähler von morgen gilt, tritt bei der Abstimmung über den künftigen Oberbürgermeister schon am morgigen Sonntag an die Urnen. Isabel Obermeier (17), Schülerin der Schiller-Schule, und Louis Heinrich (18), der die Graf-Engelbert-Schule besucht, zählen zu den 3814 Bochumer Erstwählern ab 16 Jahren. WAZ-Mitarbeiterin Henrike Adamsen hat mit beiden Jugendlichen gesprochen.
Was haltet ihr vom Wahlrecht mit 16? Sind die Wahlen bei euch überhaupt ein Thema?
Isabel: Klar gibt es viele, die sich für die Wahlen nicht interessieren und nach dem Zufallsprinzip entscheiden. Aber ich sehe die Wahlen auch als Verantwortung, als etwas, das man ernst nehmen sollte.
Louis: Das Wahlrecht ab 16 ist sinnvoll, weil man die niedrige Wahlbeteiligung auch damit bekämpfen kann, früh an die Wahlen heranzuführen.
Worauf kommt es euch bei den Kandidaten an?
Louis: Wichtig ist mir, dass ich mich mit dem Kandidaten politisch identifizieren kann. Trotzdem sollte man allen Bewerbern eine Chance geben.
Isabel: Ich schaue auf die Kompetenz und Professionalität der Kandidaten. Da es eine persönliche Wahl ist, entscheide ich auch unabhängig davon, aus welcher Partei derjenige stammt.
Wie informiert ihr euch? Gelten Zeitungen bei euch schon als antiquiert?
Louis: Also, antiquiert würde ich nicht sagen. Vor allem nach der Podiumsdiskussion der WAZ konnte man in den Berichten und Steckbriefen einiges nachlesen. Ansonsten liegt die Suche im Internet natürlich nah. Dabei versuche ich aber, mich nicht zu sehr beeinflussen zu lassen.
Isabel: Ich lese mir zum Beispiel die Zeitungsberichte im Internet durch. Danach schaue ich mir auch die Kommentare an, um zu erfahren, was die Leute daran kritisieren.
Mit welchen Themen können die Bewerber bei euch punkten?
Isabel: Die Infrastruktur, etwa die Bus- und Bahnverbindungen, lässt sich natürlich immer verbessern. Solch ein Versprechen ist im Wahlkampf aber auch schnell gesagt. Ansonsten die Stadtpflege, auch wenn sich das spießig anhört. Wenn das Unkraut aus allen Fugen sprießt, ist es kein Wunder, dass Bochum als dreckig bezeichnet wird.
Louis: Ich stimme Isabel da zu. Über Wahlversprechen wie W-Lan in Bus und Bahn kann man sich ja streiten. Ansonsten „grüne Themen“ und alles, was die Schulen betrifft.
Die zwölf Kandidaten sind im Durchschnitt 53 Jahre alt. Fühlt ihr euch da überhaupt angemessen repräsentiert?
Isabel: Man braucht für das Amt des Oberbürgermeisters schon einiges an Lebenserfahrung. Die sollte er oder sie auch ausstrahlen.
Louis: Ich denke, dass ein ausgeprägtes Netzwerk für einen Oberbürgermeister nötig ist, um Versprechen in die Tat umzusetzen. Das würde ich auch eher den älteren Kandidaten zutrauen.
Ein Schlussstatement: Was geht euch bei den Wahlen durch den Kopf?
Isabel: Ich finde es wichtig, dass man wählen geht, denn in anderen Ländern sterben Menschen für ihr Wahlrecht. Auf der anderen Seite: Wenn man sich nicht für die Wahlen interessiert, ist es auch nicht schlimm, wenn die Stimme dieser Leute nicht ins Gewicht fällt.
Louis: Wer nicht wählt, gibt denen eine Chance, die ein extremes Gedankengut verbreiten. Deshalb muss man sich für seine Stimme stark machen. Ansonsten soll auf die Wahlversprechen mal eine konkrete Umsetzung folgen.