Bochum. . Jetzt will die Stadt Bochum 353 Wahlunterlagen mit eigenen Mitarbeitern verteilen. Zwei komplette Straßenzüge in Langendreer sind betroffen.

Hunderte Wahlbenachrichtigungen sind in Bochum nicht zugestellt worden. Was zunächst nach wenigen Einzelfällen aussah, entpuppt sich mehr und mehr als eine höchst peinliche Panne. Auf Anfrage der WAZ bestätigte die Stadt jetzt, dass in zwei kompletten Straßen in Langendreer keine Wahlunterlagen ausgeliefert worden sind. In den Straßen In der Schornau und Auf dem Jäger erhielten mehr als 350 Wahlberechtigte keine Post vom Wahlamt.

Manfred Gaede (78) ist richtig sauer. Er wohnt in der Straße Auf dem Jäger und hatte sich schon in der Nachbarschaft umgehört. „Ich konnte es zuerst gar nicht glauben. Aber hier hat niemand eine Wahlbenachrichtigung erhalten.“ Ihn ärgert besonders der Tonfall von einigen Rathausmitarbeitern. „Die haben älteren Leuten tatsächlich gesagt, sie seien selbst verantwortlich, könnten ja mit dem Personalausweis wählen gehen. Das finde ich schon stark.“

Wahlpost erneut zugestellt

Stadtsprecher Thomas Sprenger räumt ein: „Wir haben schon recherchiert. Bei uns sind die Wahl-Unterlagen termingerecht rausgegangen. Aber die Deutsche Post hat in den betreffenden Straßen nicht zugestellt.“ Die Post sei darüber bereits informiert worden. Er sichert zu: „Wir lassen die Unterlagen jetzt sofort durch eigene Mitarbeiter erneut zustellen, um auf Nummer sicher zu gehen.“ Wählen könnten die Betroffenen aber in jedem Fall, wenn sie ins Wählerverzeichnis eingetragen sind und ihren Personalausweis mitbringen.

Manfred Gaede reicht das so nicht: „Wenn die Benachrichtigung hier nicht bis Mittwoch ankommt, überlege ich, ob ich die Wahl anfechte.“ Er sei höchst verärgert darüber, wie mit den Bürgern umgegangen werde.

Briefwahlunterlagen noch nicht erhalten

Bei 353 nicht zugestellten Wahlbenachrichtigungen, möglicherweise gibt es weitere Pannen in anderen Straßen, von insgesamt rund 289 000 Wahlberechtigten, wäre dies ein Anteil von 0,12 Prozent, wenn diese Bürger tatsächlich nicht wählen gingen. Zur Erinnerung: Bei der ersten Stichwahlwahl eines Bochumer Oberbürgermeisters 1999 zwischen Ernst-Otto Stüber (SPD) und Friedrich-Wilhelm Müller (CDU) lag der SPD-Mann gerade mal um 2000 Stimmen (=1,56 Prozent) vorn.

Unterdessen berichtet Horst Hohmeier (Linke) von einem älteren Ehepaar in seiner Nachbarschaft, 90 und 89 Jahre alt, das bereits vor drei Wochen Briefwahlunterlagen beantragt und bislang diese nicht erhalten hätte. Zum konkreten Fall äußert sich der für die Wahl zuständige Amtsleiter Stephan Heimrath. „Auch das ist uns bekannt. Allerdings ist ein solcher Antrag nie bei uns eingegangen.“ Die Stadt habe dieses Problem jedoch auf eine ganz unbürokratische Art und Weise aus der Welt geschafft.

Die Bochumer OB-Kandidaten bei Abgeordnetenwatch