Als Steppke und Halbstarker in den 50er und 60er Jahren hat er hier mit seinem Vater Blumen verkauft. Der Wochenmarkt am Hauptbahnhof: „Daran hängt mein Herzblut“, sagt Wolfgang van Egmond. Am Samstag war er wieder da – mit einer Besuchergruppe aus der Partnerstadt Nordhausen.
Seit 25 Jahren währt die Freundschaft zwischen Bochum und der 42 000-Einwohner-Gemeinde in Thüringen. Unter der Leitung von Hans-Joachim Tischer, dem Vorsitzenden des Fördervereins in Nordhausen, war eine 50-köpfige Reisegruppe am Wochenende auf Jubiläumsbesuch. Auf dem Programm standen u.a. eine Empfang im Rathaus und eine Fahrt nach Venlo.
Höhepunkt für Wolfgang van Egmond war die Stippvisite auf dem Wochenmarkt auf dem Buddenbergplatz. Ab 1947 hatte sein Vater Hugo hier einen Blumenstand. Jeden Mittwoch. Jeden Samstag. Anfangs auf einem Trümmergrundstück. Klein-Wolfgang durfte aus Kleve, wo die Familie wohnte, mit Papa regelmäßig mit ins Ruhrgebiet fahren. „Bochum wurde zu meiner zweiten Heimat.“ Bis 1970. Am Karsamstag verunglückte Hugo van Egmond auf der Fahrt nach Bochum mit dem Auto. „Ohne Vater ging es nicht weiter. Wir haben den Markthandel aufgegeben.“
Wiedersehen am 3. Oktober
Wolfgang van Egmond, damals 24, wechselte in den öffentlichen Dienst. 2003 zog er nach Nordhausen, „der Liebe wegen“. Dass seine neue Heimat in Thüringen just die Partnerstadt seiner alten Heimat Bochum ist: ein glücklicher Zufall.
Das 25-jährige Bestehen der freundschaftlichen Bande bot dem heute 69-Jährigen am Wochenende Gelegenheit, zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Mit der Reisegruppe stattete er „seinem“ Markt am Samstag einen Besuch ab. Ein Gläschen Sekt zum launigen Start in den Tag, ein Plausch mit Markt-Urgestein Willy Struck (81), der als einziger von damals übrig geblieben ist, und seinen netten Töchtern Christiane und Petra, die Vaters Obsthandel fortführen: „Ein wirklich bewegendes Erlebnis“, schwärmte Wolfgang van Egmond.
Schon am 3. Oktober kehrt er nach Bochum zurück. „Die Stadt hat Vertreter aller Partnerstädte zum Tag der deutschen Einheit zu einem Festakt eingeladen. Wir kommen mit einer zehnköpfigen Delegation, an der Spitze unser Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh“, kündigt Hans-Joachim Tischer (75) an. Auch Wolfgang van Egmond sitzt mit im Bus. Vielleicht reicht die Zeit, um wieder über den Wochenmarkt am Hauptbahnhof zu bummeln. So würde aus der Städte- noch einmal eine Zeitreise.