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Seit neun Jahren kümmert sich das Ambulante Jugendhilfezentrum Nord (AJHZ) um sozialpädagogische Familienhilfe. Das kann ganz individuell geschehen, in Form von fallspezifischer Arbeit, aber auch ganz simpel oder spielerisch mit offenen Angeboten wie dem Malort. Seit knapp einem Jahr sitzt das AJHZ an seinem neuen Standort an der Herner Straße 327 und hat seitdem einige neue Projekte angestoßen.
Insgesamt sind im Auftrag des Jugendamtes sechs Jugendhilfezentren über Bochum verteilt. Träger im Norden ist die Evangelische Jugendhilfe Bochum, acht Mitarbeiter umfasst das Team.
Jeder bringt seine Qualifikationen mit ein: Von der Kinderschutzfachkraft und der Suchtberaterin über diplomierte Pädagogen verschiedenster Richtungen, Erzieher bis hin zu unterschiedlichen Therapeuten. „Das wichtigste ist, den Menschen mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen“, sagt Michael Erz, Leiter des AJHZ Nord.
Arbeit findet in den Familien statt
Das Einzugsgebiet umfasst neun Stadtteile im Bochumer Norden. Gerthe, Riemke und Hofstede haben sich als Schwerpunkte für die fallspezifische Arbeit herauskristallisiert, die einen Großteil der Beschäftigung umfasst. Im vergangenen Jahr wurden 90 Familien betreut, mit 199 Kindern und Jugendlichen. Über 80 Prozent der Familien sind deutsch. Der Bedarf ist gestiegen, vor allem bei Alleinerziehenden und Empfänger von Sozialleistungen. Die Steuerung erfolgt über das Jugendamt, etwa wegen häuslicher Gewalt oder Verwahrlosung, aber ebenfalls bei Eltern, die finanziell oder von der Belastung her an ihre Grenzen stoßen.
Ein Großteil der Arbeit findet in den Familien selbst statt. Die Eltern als wichtigste Bezugspersonen sollen durch die Maßnahmen unterstützt werden, die Kinder gestärkt. Jede Familie wird dabei in ihrem jeweiligen sozialen und kulturellen Lebenskontext individuell wahrgenommen.
„Wir ergründen, was in Zukunft besser laufen könnte und bauen Brücken. Es geht darum, dass die Familien nachher ihre Probleme selbst lösen können“, erklärt Erz. Die Ziele werden gemeinsam festgelegt. Geschaut wird, was für die jeweilige Familie hilfreich ist und wie die Sozialarbeiter sie unterstützen können. Die meisten Hilfen sind innerhalb eines Jahres abgeschlossen.
Neben der fallspezifischen Hilfe finden regelmäßige Projekte und offene Angebote im Bezirk statt, für Kinder, Jugendliche und Eltern. Anonyme Beratung bei Erziehungsfragen oder Elterncafés sind da ein Beispiel, aber auch Spielangebote (Mo. 15-17 Uhr) und Kreativprojekte, um die Kinder auf andere Gedanken zu bringen und sie gleichzeitig zu fördern. Eines dieser Projekte ist der Malort, der jeden Dienstag (14-17 Uhr) im AJHZ selbst stattfindet.
Das Herzstück des Malortes ist der Farbpalettentisch in der Mitte des Raumes, auf dem sich 18 leuchtende Gouachefarben befinden, die schon die berühmten Maler Raffael, Tizian oder Dürer verwendeten. Die Wände sind mit Packpapier überzogen. Das sind schon fast alle Zutaten für den Malort, an dem sich Kinder ab vier Jahren künstlerisch austoben können. Jeder darf malen, was er will. Eine ganz spezielle Regel gibt es doch noch: Der Malort ist ein Ort der Stille. Die Kunstwerke werden nicht befragt, bewertet oder interpretiert. So können sich alle umso mehr entfalten. „Ich kann mich hier entspannen und gut nachdenken. Ich finde gut, dass keiner sagt: Du malst schön oder du malst blöd. Das tut gut“, sagt eine junge Teilnehmerin. In Gerthe gibt es einen Malort bereits seit 2012 (Hegelstr. 32, Treff: Do, 11-13 und 14-17 Uhr).
In eine anderer Richtung geht das Coolness Training, wo die Förderung von Sozialkompetenzen und Strategien der gewaltfreien Konfliktlösung mit spielerischen Mitteln im Vordergrund steht. Denn wahre Stärke zeigt sich mit Muskeln, sondern mit Köpfchen.
Alle Termine des AJHZ Nord gibt es auf www.ejh-bochum.de