Bochum.. Vor dem Bochumer Landgericht stehen drei Prozesse gegen Mitglieder von Rocker-Clubs an, zwei gegen Gremium MC und einer gegen die Freeway Rider’s.
Eine gewaltsam ausgetragene Fehde zwischen Mitgliedern der Rocker-Clubs Freeway Rider’s und Gremium MC hält seit rund anderthalb Jahren die Ermittlungsbehörden auf Trab. So langsam scheint jetzt Bewegung in die juristische Aufarbeitung des Streits zu kommen - nach Monaten kriminalistischer Feinarbeit und immerhin jeweils einer groß angelegten Razzia mit etlichen Beamten in mehreren Ruhrgebietsstädten gegen Angehörige beider Vereinigungen Ende 2014 beziehungsweise Frühjahr 2015.
Am 18. Mai des vergangenen Jahres gegen 21 Uhr waren laut Polizeiangaben rund 20 Männer in schwarzen T-Shirts und mit Schlagstöcken, Baseball-Schlägern und Eisenstangen bewaffnet vor einer Sportsbar am Werner Hellweg angerückt. In der Gaststätte sorgten sie für eine Schneise der Zerstörung, zerschlugen Fensterscheiben, Spielautomaten und Teile des Mobiliars. Bei rund 10.000 Euro soll der Sachschaden gelegen haben. Zwei Beschäftigte, eine Frau und der damals 67-jährige Koch, flüchteten sich in die Küche und riefen die Polizei. Als die auftauchte, waren die Täter, die in Autos mit Essener, Bochumer und Gelsenkirchener Kennzeichen gekommen waren, längst über alle Berge. Die Angestellte erlitt einen Schock, der Mann einen Zusammenbruch. Er musste im Krankenhaus behandelt werden.
Anklage wegen schweren Landfriedensbruches und Körperverletzung
Als Verantwortliche für den Überfall hat die Bochumer Staatsanwaltschaft jetzt fünf Männer wegen schweren Landfriedensbruchs und Körperverletzung angeklagt: zwei Herner (50 und 41 Jahre alt), einen Castrop-Rauxeler (50), einen Wittener (45) und einen Gelsenkirchener (53). Alle sollen nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Mitglieder der Freeway Rider’s sein, die auch in Bochum mit Ortsvereinigungen vertreten sind. Bis auf einen sind die Männer bei der Polizei bislang nicht auffällig geworden. Bei schwerem Landfriedensbruch liegt die Mindeststrafe bei sechs Monaten Haft.
Der Verdacht liegt nahe, dass die Verwüstung der Kneipe ein Rache-Akt gewesen ist: Im Februar 2014 war ein Mitglieder der Freeway Rider’s vor deren Vereinsheim in Alpen am Niederrhein von rund 20 Männern aus dem Auto gezerrt und verprügelt worden - unter anderem erlitt der damals 50-Jährige Kopfverletzungen und einen Handgelenksbruch. Die Angreifer raubten nicht nur Geldbörse und Navigationsgerät, sondern auch die Kutte - in Rocker-Kreisen ein beispielloser Affront. Für diese Attacke wird sich demnächst ein 37-Jähriger wegen räuberischen Angriffs auf einen Kraftfahrer vor dem Bochumer Landgericht verantworten müssen. Zum Zeitpunkt beider Vorfälle war der Bochumer Präsident des Gremium MC-Chapters in Duisburg - und Betreiber der Sportsbar am Werner Hellweg. Der Mann hatte seit einer Razzia im März rund vier Monate in Untersuchungshaft gesessen und wartet nun auf freiem Fuß auf seine Verhandlung. Auch der Prozess gegen die Kontrahenten von den Freeway Rider’s ist noch nicht terminiert.
Weiteres Verfahren wegen Drogenhandels und räuberischer Erpressung
Neben der gerichtlichen Klärung der Fehde zwischen den beiden Clubs Freeway Rider’s und Gremium MC ist noch in diesem Jahr mit einem weiteren Strafprozess mit Bezügen ins Rocker-Milieu am Bochumer Landgericht zu rechnen. Die Staatsanwaltschaft hat einen 33-jährigen, polizeibekannten Herner und einen bislang nicht auffälligen 49-jährigen Bochumer wegen Drogenhandels und versuchter räuberischer Erpressung angeklagt. Beide sollen Mitglieder des Gremium MC sein. Pikant: Der 49-Jährige löste offenbar an der Spitze des in Duisburg ansässigen Chapters den 37-jährigen Bochumer ab, den die Ermittler für den Überfall auf das Mitglied der Freeway Rider’s in Alpen verantwortlich machen.
Der Nachfolger steht im Verdacht, in vier Fällen zwischen dem Frühjahr 2014 und dem März 2015 jeweils ein Kilogramm Marihuana für rund 4.600 Euro pro Lieferung weiterverkauft zu haben. In einem Fall soll der 49-Jährige zusammen mit dem Herner laut Anklage einen säumigen Kunden bedroht, verprügelt und zusammengetreten haben. Statt zu zahlen, ging der Abnehmer zur Polizei. Seit einer Großrazzia gegen Gremium-Mitglieder im Mai sitzt der Bochumer in Untersuchungshaft. Zahlreiche Beweismittel hat die Polizei dabei nach eigenen Angaben sichergestellt. Die Wohnung des 49-Jährigen hatten Spezialkräfte mit einer „gezielten Sprengung“ geöffnet. Beschlagnahmt wurde auch der Mercedes des Mannes. Es soll sich um ein hochwertiges Modell handeln.