Bochum. Der Urenkel von Brauerei-Gründer Johann Joachim Schlegel führt durchs Haus. Das Bier unter dem Zeichen der drei Hämmer wird wieder gebraut.

„Jeder Tag ohne ein Glas Bier ist ein Gesundheitsrisiko“, sagt Klaus Joachim Schlegel. Er sagt das oft. „Sobald ich damit anfange, weiß meine Familie, dass ich ins Reden komme“, verrät der Brauer-Erbe, den seine Enkel liebevoll „Opa Bier“ nennen.

Am Samstagabend hatte er reichlich Gelegenheit dazu: Etwa 40 Menschen lauschten, als er im Hinterhof des traditionsreichen Schlegel-Hauses die Geschichte des Malocher-Bräus erzählte.

Der Charme eines stillgelegten Schwimmbades

Die Idee zur „malzigen Geschichtsstunde“ hatte Olaf Rauch, Initiator der Fotoausstellung „Urb-Expo“, die zur Zeit im Schlegel-Haus zu sehen ist. Eigentlich wollte er die Fotos in den Gärkellern des Hauses zeigen. Das war aus Sicherheitsgründen aber nicht möglich. Seine Faszination für die urigen Katakomben wollte der Fotograf trotzdem teilen – so kam ihm die Idee, Klaus Schlegel samt Radiomoderator Werner Habichthorst in die Tiefe zu schicken und den Rundgang akustisch auf den Innenhof zu übertragen. Das „Opa Bier“ dabei ins Reden kommt, war nicht bloß abzusehen, sondern ausdrücklich erwünscht.

Optisch versprüht ein ehemaliger Gärkeller den Charme eines stillgelegten Schwimmbades – aber was man hört, macht durstig: Drei Meter tiefe Gärbecken, Fassungsvermögen: bis zu 500 Hektoliter. Verständlich, dass ein Besucher da murrt: „Mensch, ich will da auch runter.“

Um die Geschichtsstunde abzurunden sprach auch Dirk Link, einer der jetzigen Markeninhaber von Schlegel: „Eigentlich wollten wir nur die Marke kaufen, und dann vielleicht T-Shirts damit drucken“, erzählt er. Da hat er die Rechnung aber ohne „Opa Bier“ gemacht: Am Tag als der Markenkauf bekannt wurde, rief Schlegel bei Link an und forderte: „Meine Herren, wenn sie eine Biermarke kaufen, dann brauen sie auch Bier.“

Authentizität muss sein

Gesagt, getan – und zwar nach einem Rezept, das aus der Analyse einer Original Schlegel-Dose aus den 1960er Jahren gewonnen wurde. Authentizität muss sein – denn Schlegel ist für viele Bochumer nicht irgendeine Biermarke: Das Fantum um die drei Hämmer nimmt fast religiöse Züge an.

„Diesen Flaschenöffner halte ich in Ehren“, sagt Gerd Bornemann, und zieht die wertvolle Reliquie vorsichtig aus dem Lederetui. Tischnachbar Willi Syska zückt ebenfalls einen Öffner mit Schlegelgravur und raunt: „Der ist bestimmt 60 Jahre alt.“ Es folgen Geschichten über alte Zeiten, bierselige Legenden von Zugpferden, die nur arbeiten, wenn sie ihr Schlegel bekommen.

„Opa Bier“ hat sich inzwischen unter die Gäste gemischt, trinkt ein Schlegel und lächelt. Der Urenkel von Brauerei-Gründer Johann Joachim Schlegel hat sein Leben lang in verschiedenen Positionen des Traditionsunternehmens gearbeitet. Noch heute engagiert er sich im deutschen Brauerbund als Pressesprecher für eine angedachte Bier-Dokumentation.