Bochum. Die Marienkirche erhält auch das Chronogramm des früheren Grundsteins zurück. Die restaurierte Sandsteinplatte verweist in verschlüsselter Form auf das Jahr 1868.
Das Musikforum Ruhr wächst weiter. Die Klinker-Arbeiten an der Außenfassade gehen dem Ende zu, und auch im Innern der Marienkirche tut sich ‘was. In den nächsten Tagen werden die umfangreichen Gerüstbauten aus dem ehemaligen Kirchenschiff entfernt. „Wegen Brandschutzvorschriften mussten wir die Decken etwas tiefer hängen. Auch die Fenster sind inzwischen eingebaut“, so Architekt Thorsten Kock.
Spielzeitbeginn im Herbst 2016
Abschnittsweise werden rund um die Kirche und die Neubauten der beiden Säle im Außenbereich in den nächsten Wochen Pflasterarbeiten folgen. Die Bau-Fertigstellung ist auf den 31. März 2016 terminiert. Danach erfolgt die technische/organisatorische Einrichtung und „Einregelung“ des Musikforums. Nach einer öffentlichen Aufwärmphase im Sommer soll das neue Haus mit Beginn der BoSy-Spielzeit 2016/17 im Herbst nächsten Jahres in Dienst gestellt werden.
Am Dienstag, 4. August, gelangte auf der Baustelle eine neuerliche historische Besonderheit zu neuen Ehren: Das aus Ruhrsandstein gefertigte Chronogramm des Grundsteins – anno 1868 – wurde nach seiner Restaurierung am angestammten Platz in der inneren Kirchenwand eingemauert. Es soll, wie die Fenster der Marienkirche und deren alte Glocke, zukünftig im öffentlichen Bereich des Musikforums sichtbar sein.
In lateinischer Sprache
Bei den Bauarbeiten war an der inneren Wand des Chores eine Inschrift entdeckt worden: „Primus lapsis“, lateinisch für „erster Stein“. Nach Absenkung des Bodenniveaus auf die ursprüngliche Höhe trat an dieser Stelle unterhalb der Wand eine Sandsteintafel mit dem (lateinisch geschriebenen) Satz „Maria, überaus strahlende Jungfrau, in den Himmel erhoben, bitte auch für uns“ zutage.
Das Besondere: versteckt in römischen Ziffern, die gleichzeitig als Buchstaben fungieren, ist das Jahr der Grundsteinlegung 1868 eingeschrieben. „Solche Tafeln bezeichnet man als Chronogramme; sie stellen eine Spielerei dar, wie sie ab der Renaissance verbreitet waren“, so Kulturdezernent Michael Townsend, der gestern mit Architekt Thorsten Kock die restaurierte Sandsteinplatte an ihrem angestammten Platz neu einmauerte. Da der Kirchenraum dem Musikforum als Foyer dienen wird, wird die Platte zukünftig für die Besucher/innen sichtbar sein.
Im Krieg stark beschädigt
1868 legte Bischof Dr. Konrad Martin den Grundstein für die Marienkirche. Die Pläne für das aus Herdecker Backstein gemauerte Gotteshaus hatte 1867 der Architekt Gerhard August Fischer aus Barmen geliefert. Der Neubau hatte einen Planungsvorlauf von sechs Jahren; er war nötig geworden, weil Bochum als stetig wachsende Industriestadt damals immer mehr Menschen anzog. Vier Jahre dauerten die Bauarbeiten an der prominent platzierten Innenstadtkirche. Am 3. Mai 1872 wurde St. Marien durch Bischof Martin geweiht. Durch Bombentreffer wurde der Bau 1943/44 stark beschädigt und bis 1953 wieder aufgebaut.