Bochum. Ralf „Lobo“ Wolf ist der Mitbegründer des ersten VfL-Fanclubs: Die Bochumer Jungen. Auch nach 50 Jahren drückt er seinem Verein noch die Daumen.
Urgesteine gibt es beim VfL viele, nicht nur unter den Spielern, auch unter den Fans. Mit der bekannteste Anhänger ist der „Bochumer Junge“ Ralf Wolf. Als Mitbegründer des ältesten VfL-Fanclubs ist er rund um das Stadion mindestens so bekannt wie Ata Lameck und Co.
Sein erstes Bochum-Spiel hat Lobo, so Wolfs Spitzname, vor mehr als 50 Jahren gesehen. In der Saison 1964/65 war das, da hat Bochum noch Verbandsliga gespielt. „Mein erstes Spiel war ein 1:3 gegen Eickel“, erinnert sich Wolf. In der gleichen Saison stieg der VfL in die Regionalliga auf - durch einen Münzwurf nach einem 1:1 im Entscheidungsspiel gegen Erkenschwick.
Schnell folgten für Wolf die nächsten Highlights. 1968 standen die Bochumer im Pokalfinale gegen Köln - Wolf saß direkt hinter dem Tor. „Ich habe mich auf eigene Faust nach Ludwigshafen aufgemacht“, sagt er: „Trotz der 1:4-Niederlage war es ein echtes Erlebnis für mich.“
Aus 25 Gründungsmitgliedern wurden schnell über 100 Fans
Heute werden solche Fahrten von Fanclubs organisiert, damals gab es das nicht. Im Jahr 1972 rief der damalige Pressesprecher Wolfgang Hellmig deswegen die treuesten Fans zur Gründung eines Fanclubs zusammen: Die Bochumer Jungen. Wolf übernahm die Organisation der Feste und das Einkassieren der Beiträge - was er bis heute macht. „Aber professioneller als damals, da wurden Beiträge auch mal auf Bierdeckeln vermerkt“, sagt Lobo.
Von Tenhagen bis Terodde
Wolf findet, der VfL müsse wieder mehr Konstanz in sein Spiel bringen: „Nicht wie in der letzten Saison, wo wir spitze gestartet sind und dann plötzlich zur Schießbude der Liga wurden.“Eines wird bei Wolf jedoch immer ungebrochen sein: „Meine Liebe zum VfL. Natürlich war man früher den Spielern näher. Früher haben wir denen nach dem Spiel in der Kneipe einen ausgegeben oder sie ausgeschimpft. Heute werden die Spieler mehr abgeschottet.“Lobos Lieblingsspieler sind Jupp Tenhagen und Hans Walitza, heute Felix Bastians und Simon Terodde.
Aus 25 Gründungsmitgliedern wurden schnell weit über 100 organisierte Fans. „Das war für uns nicht mehr zu machen, es wurde chaotisch. Für uns war das ja auch alles neu“, berichtet Wolf. Die Situation entspannte sich erst 1975, als Gründungsmitglied Jürgen König den „Fanclub Bochum-Ost“ aus dem Boden stampfte. Heute zählen die „Bochumer Jungen“ 84 Mitglieder, darunter selbstverständlich auch Frauen. VfL-Aufsichtsrat Martin Volpers ist übrigens ebenfalls „Bochumer Junge“. Und Wolfs Platz im Block A hat eine eigene Plakette: „Hier sitzt immer Lobo.“
Fußball an sich und die Fankultur haben sich verändert
Wolf hat über die Jahre wilde Zeiten mitgemacht, doch mit dem Alter ist die Ruhe eingekehrt. Alle haben mittlerweile Familien, die auch Mitglieder geworden sind: „Deswegen machen wir auch viele Ausflüge neben dem Fußball.“ Genau wie der Fanclub haben sich auch der Fußball an sich und die Fankultur verändert. Der 62-Jährige gibt sich diplomatisch: „Jede Zeit hatte ihre Kultur mit Vor- und Nachteilen.“
Damit diese Historie festgehalten wird, hat Wolf viele Dinge aus den verschiedenen Fußball-Epochen gesammelt. Daraus will der Rentner nun ein virtuelles Museum entstehen lassen. „Mit echten Schätzchen“, verspricht Wolf. Wer, außer ihm, könnte die auch besitzen.