Bochum. . Der Begriff „Raumplastik“ bekommt in Dirk Hupes Arbeit „Tausend leere Versprechen“ für die Kunstkirche Christ König eine ganz neue Bedeutung.

Die Kunstkirche Christ König ist mit ihren im alten Kirchenschiff getätigten Eingriffen immer wieder für Überraschungen gut. Besonders wirkmächtig wird das mit der aktuellen Schau „Tausend leere Versprechen“ vor Augen geführt. Der Künstler Dirk Hupe (*1960) stellt unter diesem Motto eine auslandende Rauminstallation vor, deren zentrale Bestandteile über 8000 (!) weiße und schwarzen Plastiktüten sind, deren Füllung aus 27 000 (!) Luftpolsterfolien besteht.

Objekt und Umgebung

Man wird beim Betreten der ehemaligen Kirche förmlich überrumpelt von der schieren Präsenz dieses Werks. Es verblüfft und fordert zugleich die eigenständige Suche des Betrachters heraus. Der mag sich bei der Werkerfahrung zunächst darüber bewusst werden, dass die Wahl der Blickposition wesentlich ist für das Erfassen des Gehalts dieses Environments ist. Es setzt sich als künstlerischer Arbeit mit der Beziehung zwischen Objekt und Umgebung auseinander.

Eröffnung am Sonntag, Ausstellungsdauer bis 27. September

Dirk Hupe „Tausend leere Versprechungen“, Rauminstallation in der Kunstkirche Christ-König, Steinring 34. Eröffnung am Sonntag (26.7.) um 17 Uhr, der Künstler ist anwesend. Einführende Worte von Sepp Hickisch-Picard, stellv. Leiter Kunstmuseum. Die Finissage findet am Sonntag (27. 9.) um 14 Uhr statt.

Regelmäßige Öffnungszeiten der Kunstkirche sind samstags von 14 bis 17 und sonntags von 12 bis 15 Uhr. Infos im Internet unter www.kick-2015.de.

Von unten aus betrachtet, steht man zunächst einigermaßen ratlos vor diesem weiten Feld aus PVC, die Plastiktüten wirken skurril wie ein eingefrorenes polyäthylenisches Weizenfeld, über das kein Wind mehr streicht. Von der oberen Empore aus betrachtet, zeigt sich dann aber nicht nur das wahre Ausmaß des 13 x 24 Meter umfassenden Kunstwerks, sondern es offenbar sich auch dessen Botschaft. Durch die gleichfalls aus (diesmal schwarzen) Plastiktüten geformte Buchstabenfolge „Seh - n - sucht“ macht Hupe deutlich, was er eigentlich anstrebt: Konsumkritik.

Umgang mit Plastik hinterfragen

Dem Künstler geht es um Ressourcenverschwendung und Kritik an der Vermüllung des Planeten durch mehr und immer mehr Plastikzeugs. Hupe hat also inmitten seines „Feldes“ eine Text integriert, den jede/r durch genaues Hinsehen für sich entschlüsseln muss. Je nach dem wie das Licht einfällt, verändern sich auch der Helligkeitswert und die „Lesbarkeit“ des Kunstwerks. Das Sehen wird somit zum Anreger, vielleicht sogar des eigenen Handelns – was nämlich den eigenen Umgang mit Plastik angeht. In der Fähigkeit, Denkprozesse anzuregen, liegt ja überhaupt die Kraft des Environments, sofern es – wie hier – einen Ausstellungsraum im Ganzen nutzt und man sich ihm nicht entziehen kann.

Nach Ende der K.I.C.K.-Ausstellung sollen die Plastiktüten übrigens wiederverwendet werden, sie komme als Transportmittel z.B. bei Gemeindefesten zum Einsatz. Nachhaltigkeit ist in Dirk Hupes starker Arbeit also keineswegs eine der titelgebenden „Tausend leeren Versprechen“.