Bochum. . Die Tierschutzorganisation PETA zieht gegen Tauben-Halter zu Felde. Wettfliegen seien Tierquälerei, Züchter missbrauchten die Treue der Tauben.

Morgen früh fliegen sie wieder: 16 Tauben aus seinem Stall schickt Züchter Wolfgang Paszkowiak vom RV Bochum 05 auf die Reise nach Parsberg. Etwa 400 Kilometer Luftlinie liegen zwischen der Stadt in der Oberpfalz und Paszkowiaks Taubenschlag.

Seine Tiere müssen also eine stattliche Deutschlandreise hinter sich bringen, um wieder zurück nach Hause zu finden. Doch schaffen das auch alle? „Aber sicher“, meint der langjährige Taubenvater. „Zu 99,9 Prozent kommen alle Tauben heil hier wieder an.“

Das sieht die Tierschutzorganisation PETA anders: In einer Mail an die Redaktion übt sie scharfe Kritik an dem Taubenauflass in Parsberg, an dem insgesamt 3490 Tiere beteiligt seien. Von einem „tierquälerischen Sport“ spricht Referentin Vanessa Reithinger. „Viele Vögel sterben auf den anstrengenden Flügen an Dehydration, Hunger, Erschöpfung oder Verletzungen“, sagt sie. „Um zu ihrem Partner oder dem Nachwuchs im Nest zurückzufinden, gehen die Tauben über ihre Kräfte hinaus.“

Verbot für Wettflüge gefordert

Die Treue der Tauben auf derlei „rücksichtslose Weise“ zu missbrauchen, habe „mit Tierliebe nichts zu tun“, meint PETA und fordert „ein Verbot der Taubenwettflüge in Deutschland“. „Beim Brieftaubensport steht die Leistung der Vögel im Mittelpunkt, ihr Wohlbefinden spielt keine Rolle.“

Für Wolfgang Paszkowiak, seit über 50 Jahren als Taubenvater aktiv, ist solche Kritik nicht neu. „Das höre ich immer mal wieder, aber eigentlich ist das Schwachsinn“, findet er. Bei der extremen Hitze der letzten Wochen seien einige Rennen abgesagt worden. „Aber bei normalem Sommerwetter machen den Tauben ihre Flüge überhaupt nichts aus.“

Dass viele Tiere auf der Strecke bleiben würden, habe Paszkowiak noch nicht erlebt. „Das einzige Problem sind die Greifvögel, die die Tauben in der Luft abgreifen“, meint er. „Aber das ist halt der Lauf der Natur.“ Allerdings, so beobachtet er, habe sich die Zahl der Greifvögel in den letzten Jahren stark vermehrt.

Tauben-Transporter mit Klimaanlagen

Doch nicht nur der Rückflug, auch die Fahrt zum Abflugort steht bei den Tierschützern in der Kritik. Die Tauben gelangen per Lkw an den Start – und verbringen dafür lange Stunden auf der Autobahn. „Die Tauben werden in Lastwagen gepfercht“, meinen die Tierschützer. Auch diesen Vorwurf mag Taubenvater Paszkowiak so nicht stehen lassen: „Beim Transport müssen wir uns an strenge Richtlinien halten“, erklärt er.

Dabei sei genau festgelegt, dass den Tauben genügend Platz zur Verfügung stünde. „Wir stellen auch sicher, dass die Tiere ordentlich verpflegt werden und genügend Wasser bekommen, damit auf der Fahrt nichts passiert“, meint er. Mittlerweile seien die Transporter sogar mit Klimaanlagen ausgestattet. „Das war in früheren Jahren anders“, sagt Paszkowiak. „Da hat sich einiges getan.“