Bochum. . Bei den Bochumer Stadtwerken endet am Donnerstag eine Ära: Geschäftsführer Bernd Wilmert geht nach 22 Jahren und neun Monaten in den Ruhestand.

Diese Zahlen sprechen für sich: 22 Jahre und neun Monate, 8307 Tage, gab Bernd Wilmert bei den Stadtwerken Bochum die Richtung vor. Umsatz und Gewinnabführung an die Stadt, 2015 sind es 67 Millionen Euro, haben sich seitdem nahezu verdoppelt. Heute ist Schluss mit der Ära Wilmert. Der 63-Jährige macht Feierabend.

Dass der gebürtige Hertener um die Auflösung seines bis Herbst 2017 datierten Vertrages gebeten hatte, war Ende 2014 eine der Nachrichten des Jahres. Ausschließlich „persönliche Gründe“ führt Wilmert für die Entscheidung ins Feld. Bis heute. Sehr persönlich und emotional dürfte es auch heute Morgen im Stadtwerke-Hochhaus am Ostring zugehen, wenn sich der „Energiemanager des Jahres 2011“ von Freunden und Geschäftspartnern aus Wirtschaft, Politik und Stadtgesellschaft verabschiedet.

Ein erstes Stahlbad der Gefühle hat er hinter sich. Ende Mai bescherte die Belegschaft dem Geschäftsführer eine Abschiedsshow mit Fotos und Videos. „Jede Gruppe individuell,“ so Wilmert, „am Ende gab es Standing Ovations von 500 Leuten im Saal, das halten Sie emotional nicht aus.“ Kein Wunder, dass Wilmert diese Versammlung in einem Atemzug mit dem Zuschlag zum Kauf von Gelsenwasser 2003 („Das war ein Glücksfall für das Unternehmen.“) zu den schönsten Momenten seiner Stadtwerke-Zeit zählt.

Enttäuschungen gab es natürlich auch: Dass 2008/2009 der Zusammenschluss der Stadtwerke Dortmund und Bochum mit Gelsenwasser nicht gelang, wurmt Wilmert bis heute. „Das ist meine persönlich größte Niederlage, weil ich so tief vom Erfolg überzeugt war.“ Die erzielbaren Synergien beziffert er heute noch auf 100 Millionen Euro. Die Affäre um die Veranstaltungsreihe Atriumtalk gehört in die gleiche Kategorie. Wilmert: „Wir haben dafür einen hohen Preis zahlen müssen. Aber wir haben auch klare Schlüsse daraus gezogen. Unser transparentes Sponsoringkonzept erfreut sich großer Akzeptanz.“

Studium Anfang der 1970er Jahre

Nach „80 Wartesemestern“ kehrt Wilmert im Herbst zurück an die Ruhr-Uni, wo er Anfang der 1970er Jahre studierte. Jetzt will er das machen, was er eigentlich schon nach dem Abi vorhatte: „Geschichte studieren, im Zweitfach politische Wissenschaften.“ Dass Tochter Hanna Sophie (18) zeitgleich an der Uni anfängt und Psychologie studiert, ist ein Schmankerl am Rande.

Wilmert will seine frei Zeit nutzen, um mehr Urlaub zu machen, Golf zu spielen und zu kochen. Frau Monika wird vorerst weiter arbeiten, so dass er auch zu Hause Hand anlegen kann. Den „Pappa ante portas“ will er aber nicht geben. „Sie können sicher sein, dass ich mir nicht palettenweise Toilettenpapier in den Garten liefern lasse.“ Stattdessen will er sich bei einem Sozialverband in Bochum engagieren.

In Herten geboren

Bernd Wilmert wurde im März 1952 in Herten geboren. Nach dem Abi studierte er von 1971 bis 1976 Wirtschaftswissenschaften an der Ruhr-Uni. Ins Berufsleben startete Wilmert beim SPD-Bundestagsabgeordneten Erich Wolfram. Nach Jobs in mehreren Verkehrsbetrieben (Evag, Vestische) und im Braunkohlegeschäft (Schwarze Pumpe, Brandenburg) fing er am 1. Oktober 1992 bei den Stadtwerken Bochum an.