Ruhrgebiet.. Nach über fünf Jahren Bauzeit wurde jetzt das A 40-Autobahndreieck Bochum-West eröffnet. Anwohner kritisieren den geplanten Autohof.
Jahrzehnte wurde darüber diskutiert, eine gefühlte Ewigkeit daran gebaut, seit diesem Montag endlich ist das neue Autobahndreieck Bochum-West offiziell für den Verkehr freigegeben. Dort, wo einst eine schlichte Anschlussstelle namens Stahlhausen lag, verteilt sich der Verkehr nun über ungezählte Schleifen und Schwünge gen Osten, Westen und Süden. Um Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) beim Blick auf ein Foto aus Vogelperspektive zu zitieren: „Schon vom Draufgucken wird einem etwas schwindelig!“
Und so umstritten dieses Dreieck wie der damit verbundene sechsspurige Ausbau der A 40 zwischen Gelsenkirchen-Süd und Bochum-Stahlhausen immer war - als Teilstück der geplanten DüBoDo, am Montag erschien viel Polit-Prominenz zum feierlichen Akt. Bundestagspräsident Norbert Lammert etwa, gebürtiger Bochumer und derjenige, der mit dem damaligen NRW-Verkehrsminister Wolfgang Clement die Idee der „Bochumer Lösung“ vorantrieb. Oder Enak Ferlemann, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, das mit 242 Millionen Euro einen Großteil der gesamten Baukosten von 260 Millionen Euro trug.
Und nicht zu vergessen NRW-Verkehrsminister Michael Groschek, der in einen blauen Overall stieg, um zusammen mit Ferlemann die letzte Markierungslinie auf die Autobahn zu sprühen. Groschek nutzte denn auch die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass „die Zeiten, in denen man Politiker mit einem Lasso einfangen musste, um neue Straßen einzuweihen, vorbei sind. Verkehrsinfrastrukturen sind wieder in“.
Der Donezk-Ring wurde in die A 448 umgewandelt
Das Land brauche Zukunftsprojekte, müsse Straßen wie Schienen ausbauen, aber auch den RS 1, den Radschnellweg entlang der A 40. Groschek: „Was sind 180 Millionen Euro für 110 Kilometer. Ich habe gerade ein Stück Straße eingeweiht, zwei Kilometer waren das für 50 Millionen Euro!“
Doch auch die Daten rund um das neue Autobahndreieck Bochum-Süd sind gewaltig. Da wurden 120 000 Quadratmeter Asphalt verbaut, 6000 Meter Betongleitwände gebaut und ebensoviele Schutzplanken gesetzt. Sechs Brücken sind entstanden, der Donezk-Ring Richtung Bochum-Süd wurde runderneuert und in die A 448 umgewandelt. Für diverse innerstädtische Straßen erhofft man sich Entlastung, bei Staus auf der A 40 eine bessere Umleitung über den Bochumer Süden. So komplex war dieses Bauprojekt, dass man sich vor allem in der Dunkelheit schnell im Labyrinth der immer neuen Umleitungen verirren konnte.
Doch bei aller Freude über das Ende dieser Baustelle, wirklich vollendet ist die Bochumer Lösung erst 2018, wenn die Querspange die neue A 448 mit dem Autobahnkreuz Bochum/Witten verbindet.
100.000 Fahrzeuge passieren heute tagtäglich die A 40, das Bundesverkehrsministerium geht davon aus, dass es 2030 bereits 120.000 sein werden. „Diese Autobahn ist eine wichtige Verkehrsachse von den Niederlanden nach Kassel, eine europäische Magistrale. Jeder Cent für diesen Bau ist gut investiert“, so Staatssekretär Enak Ferlemann.
Der Protest der Anwohner
Aber nicht alle, die gestern auf dem Abfahrtarm der Autobahn gen Bochumer Süden zu Feier und Reden erschienen, waren so gut gelaunt wie die Politiker aus Stadt, Land und Bund. Viele von denen, die bei Bratwurst und Bier die Szenerie beobachteten, waren Anwohner der nahen 50er-Jahre-Siedlung Carolinenglück II. „Dort hinten wohnen wir“, erklärten sie und wiesen mit ausgestrecktem Arm über das Autobahn-Dreieck Richtung Nord-West. „Früher hatten wir den Lärm von Krupp, jetzt jahrelang den Dreck der Baustelle“, sagt Margret Herden. Nun sei direkt vor ihrer Nase noch ein Autohof geplant mit 70 Lkw-Parkplätzen und einem rund um die Uhr geöffneten McDonalds. Aus Protest lupften die überwiegend älteren Herrschaften ihre Jacken und standen in bedruckten T-Shirts im Nieselregen: „Autohof Nein Danke“.