Bochum.. Der „Fall Paul“ bleibt ein Thema. Dr. Rainer Dieffenbach, Berater der Life Jugendhilfe, lässt seine Tätigkeit für die Bochumer Firma ruhen.
„Paul“, der elfjährige Junge aus dem Rheinland, den die Bochumer Life Jugendhilfe im Auftrag des Jugendamts Dorsten in Ungarn betreute, ist zurück in Deutschland. Damit ist der „Fall Paul“ aber nicht zu Ende. Gerd Lichtenberger, Gründer und Inhaber der Life Jugendhilfe, wird am Donnerstag im Jugendhilfeausschuss Dorsten befragt. Auch im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung wird das Thema auf Antrag der SPD behandelt. Es gehe um Fragen etwa dazu, wer das Gutachten geschrieben habe oder wie oft Besuche stattgefunden haben“, so SPD-Fraktions-Chef Friedhelm Fragemann.
Ein Thema könnte auch die Tätigkeit von Dr. Rainer Dieffenbach werden. Der Chefarzt der Vestischen Kinder- und Jugendklinik in Datteln, unlängst noch als Experte zu Gast im Bochumer Jugendhilfeausschuss, lässt seine jahrelange Tätigkeit für die Life Jugendhilfe vorerst ruhen. „Mein Arbeitgeber hat mich darum gebeten“, sagt Dieffenbach gegenüber der WAZ. Die Berichterstattung über den „Fall Paul“ habe für „viel Wirbel gesorgt“, so Klinik-Sprecherin Hannah Iserloh.
„Keine Vorteile“ aus den Nebentätigkeiten gezogen
Nach Auskunft von Klinik-Direktor Prof. Dr. Michael Paulussen sei rechtlich geklärt worden, dass Nebentätigkeiten wie die von Dr. Dieffenbach als Gutachter für ein Jugendamt ebenso juristisch einwandfrei seien wie die Tätigkeit für einen Jugendhilfeträger. „Wir sind aber der Meinung, dass Dr. Dieffenbach nicht beides tun sollte, wenn es sich um das gleiche Kind handelt, d.h. gegenüber dem Jugendamt eine Maßnahme zu empfehlen und das gleiche Kind dann im Auftrag eines Jugendhilfeträges zu betreuen. Das könnte den Anschein erwecken, man würde in die eigene Tasche wirtschaften.“
Dieffenbach betont, „keine Vorteile“ aus den Nebentätigkeiten gezogen zu haben; gleichwohl habe er ein Honorar nach Stundensatz für seine Arbeit erhalten. Im übrigen habe er keine Gutachten, sondern Expertisen erstellt. Etwa zwei Drittel der mehr als 60 im In- und Ausland von der Life Jugendhilfe betreuten Kinder und Jugendliche habe er behandelt.
Inhaber der Life Jugendhilfe leitet rechtliche Schritte ein
Thema am Donnerstag in Dorsten wird dem Vernehmen nach auch das Entgelt für die Betreuung von „Paul“ sein. 7000 Euro hat die Life Jugendhilfe dafür pro Monat erhalten. Zwei Drittel des Entgelts, etwa 4600 Euro, zahle seine Firma, so Gerd Lichtenberger im Gespräch mit der WAZ am 4. Mai, den Betreuern – egal ob im Inland oder im Ausland. Laut WDR und Deutschlandfunk hat Pauls Betreuer in Ungarn nach dessen Angaben aber lediglich 800 Euro monatlich erhalten.
Gerd Lichtenberger hat derweil rechtliche Schritte gegen den WDR eingeleitet, wie er in einer E-Mail an die WAZ-Redaktion erklärt. Dass Paul „zwischen Schrott und Gerümpel“ untergebracht sei sowie weitere Behauptungen „stellen unwahre Tatsachenbehauptungen dar“. Gezeigt werden zwei Fotos von einem aufgeräumten Jugendzimmer mit angrenzendem Bad sowie einem adretten Hof.
Neuerliche Fragen, die wir dem Life-Inhaber über seinen Medienberater schriftlich gestellt haben, mochte er nicht beantworten.