Bochum. Das Bochumer Rathaus bot am Donnerstag die Kulisse für den Kinofilm „Jeder stirbt für sich allein“. Mit am Drehort: Emma Thompson und Brendan Gleeson.
Großes Kino auf dem Willy-Brandt-Platz: Der Innenhof des Rathauses verwandelte sich am Donnerstag in einen Filmset. Im Blickpunkt der Kameras und zahlreicher Schaulustiger: die englische Oscar-Preisträgerin Emma Thompson (56) und der irische Hollywood-Filmstar Brendan Gleeson (60).
„Jeder stirbt für sich allein“ heißt der 1947 erschienene Roman von Hans Fallada. „Alone in Berlin“ lautet der englische Titel der Literatur-Verfilmung unter der Regie von Vincent Perez. Brendan Gleeson und Emma Thompson spielen das Arbeiter-Ehepaar Otto und Anna Quangel, das nach dem Tod des einzigen Sohnes an der Westfront 1940 in Berlin in den Widerstand gegen die Nazi-Diktatur tritt. Auf Postkarten, die sie heimlich in Treppenfluren, Fabrikhallen und Bahnstation ablegen, rufen sie zum Kampf gegen das verbrecherische Regime auf. Der kaltblütige Gestapo-Scherge Escherich (dargestellt von Daniel Brühl) nimmt die Verfolgung auf...
Ratskeller wurde zur Film-Kantine
Das Rathaus blieb trotz der Dreharbeiten normal geöffnet. Alles andere als normal ging es im Ratskeller von Gregor Steinebach zu. Das Restaurant wurde als Film-Kantine genutzt. Zahlreiche Schauspieler und Statisten mit 40er-Jahre-Kleidung und -Frisuren spazierten ein und aus.
Der Film „Jeder stirbt für sich allein“ (im Weltvertrieb als
„Alone in Berlin“) kommt Mitte nächsten Jahres in die Kinos. Gefördert wird er von der Filmstiftung NRW. Auch deshalb gibt es 18 Drehtage in NRW.
Der auch international renommierte deutsche Schauspieler hat sich längst von der deutsch-französisch-britischen Koproduktion verabschiedet. „Daniel hat seine kompletten Szenen in den ersten zwei Wochen abgedreht“, sagt Produzent Stefan Arndt. Nach nunmehr acht Wochen müssen nur noch Restszenen in den Kasten – so wie gestern in der Innenstadt, wo eine ebenso spektakuläre wie bedrückende Festnahme gefilmt wurde: Widerständler Enno Kluge (Lars Rudolph) gerät in die Fänge der Gestapo. Die Eheleute Quangel werden Augenzeugen.
Filmcrew umfasst 150 Köpfe
Das Rathaus hatten sich die Produzenten zuvor bewusst ausgeguckt: Das 1931 eröffnete Gemäuer biete „in seinem Baustil eine hervorragende Kulisse für die Verhaftungsszene“, schwärmt Stefan Arndt und bedauert, dass das Rathaus später im Film nicht in der Totalen zu sehen sein wird: „Dazu hätten wir das gesamte Umfeld auf 40er Jahre trimmen müssen. Ein Riesenaufwand.“
150 Köpfe umfasste das gesamte Team: vom Kabelträger bis zu den kostümierten Statisten, vom Caterer bis zum Superstar. Immer wieder herrschte Leerlauf, weil die Sonne allzu häufig schien. „Wir brauchen Wolken. Das passt besser zur düsteren Stimmung“, erklärt Arndt. Die Dreharbeiten währten Stunden – das Ergebnis auf der Leinwand wird maximal eine Minute dauern.
Zahlreiche Passanten verharrten vor der weiträumigen Absperrung, um einen Blick in den Innenhof zu erhaschen. Emma Thompson, bekannt u.a. aus den Harry-Potter-Filmen, war aber nur aus der Ferne zu betrachten. Auch für die Presse galt: „Bitte nicht ansprechen.“ Der Filmstar stand ebenso wie Brendan Gleeson in einer Drehpause lediglich für Fotos zur Verfügung.