Bochum. Eltern, Erzieher und Gewerkschaft treffen sich im Verdi-Streikzelt - Die Eltern ärgert, dass sie und nicht die Stadt Leidtragende des Streiks sind.

. Ihr Urlaub ist aufgebraucht, den Spielplatz um die Ecke können sie nicht mehr sehen und zum Arbeiten kommen sie nicht, wenn das Kind mit im Büro ist – geschlossene Kindertagesstätten bedeutet Ausnahmezustand für Eltern.

In der dritten Streikwoche der Erzieher und Sozialarbeiter hat Verdi zu einem Elternabend ins Streikzelt an der Universitätsstraße eingeladen. „Unser Ziel ist es einen direkten Dialog zwischen Verdi, den Streikenden und den Eltern zu schaffen“, sagt Gudrun Müller, Verdi-Bezirksgeschäftsführerin. Ein Austausch, der für die Eltern längst überfällig ist. Sie hätten sich schon früher mehr direkte Informationen zu dem Streik gewünscht.

„Ich schätze die Arbeit der Erzieherinnen meiner Tochter sehr und bin für eine Aufwertung“, sagt Jana Habig, die, wie viele anwesende Eltern, den Arbeitskampf unterstützen würde. Sie erhofft sich von der Veranstaltung vor allem Kontakte zu den Organisatoren. „Es soll kein Keil zwischen Eltern und Erzieher getrieben werden“, so Christine Greber. Sie ist fassungslos, dass keine Bewegung in die Tarifverhandlungen kommt. Sabine Uhlenkott vom Verdi-Landesbezirk erklärt die festgefahrene Situation damit, dass der kommunale Arbeitgeberverband noch kein Angebot vorgelegt hat. Auch wurde noch kein Verhandlungsmandat beschlossen.

Im Zuge der Imageverbesserung der sozialen Berufe fordert Verdi für die Beschäftigten eine Gehaltserhöhung von durchschnittlich zehn Prozent. Damit würde eine staatlich anerkannte Erzieherin nach vier Jahren entsprechender Tätigkeit statt jetzt 2703,20 Euro brutto 2920,97 Euro verdienen – eine Steigerung von 8,06 Prozent. Nach acht Jahren Beschäftigung soll das Einkommen monatlich um 14,98 Prozent auf 3308,42 Euro erhöht werden. Die Arbeitnehmer betonen, dass diese Aufwertung nötig sei, weil sonst der berufliche Nachwuchs fehle und eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben vernachlässigt würde. „Die Qualität von frühkindlicher Bildung zu sichern ist auch ökonomisch gesehen eine gute Investition“, so Uhlenkott.

Verdi lädt zum Solidaritätsfest

Was aber viele Eltern ärgert: Der Streik schadet ihnen, nicht den Arbeitgebern. Es entsteht kein finanzieller Schaden bei den Kommunen, weil die Elternbeiträge weiterhin bezahlt werden. Umso dankbarer sind die Streikenden für die Unterstützung seitens der Elternschaft. „Es ist toll zu sehen, dass wir in diesem Kampf nicht alleine sind und unsere Forderungen respektiert werden“, sagt Erzieherin Katrin Howe. Um den Druck auf die Politik zu erhöhen, wollen Eltern und Erzieher nun mehr gemeinsame Aktionen planen.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi lädt an diesem Freitag, 29. Mai, von 15 Uhr zu einem Solidaritätsfest auf dem Husemannplatz ein. „Wir wollen vor allem die Öffentlichkeit informieren, warum der unbefristete Streik im Erziehungs- und Sozialbereich das einzige uns verbliebene Mittel ist, um eine angemessene Anerkennung der Arbeit in diesem Bereich zu erzielen“, erklärt Verdi-Sekretär David Staercke.

„Wir wollen aber auch die Kinder ein klein wenig entschädigen, die seit drei Wochen von Streik betroffen sind. Auf dem Husemannplatz werden eine Reihe von Attraktionen angeboten. Besonders wichtig sei es, den Schulterschluss von Eltern und Streikenden weiter zu festigen. „Die Solidarität, die wir von den Eltern beim offenen Elternabend erfahren haben, ist eine riesige Ermutigung für uns gewesen.“