Bochum.. Ausstellung „Geishas, Dirnen, Kurtisanen“ auf Haus Kemnade zeigt uralte Holzschnitte aus Japan. Einblicke in eine fremde, ferne Welt.
In eine fremde, ferne Welt, die man heute höchstens aus asiatischen Historienfilmen kennt, entführt eine Ausstellung auf Haus Kemnade. Schon vielen kunstgeschichtlich bedeutsamen Richtungen konnte man hier im Laufe der Jahre begegnen, doch was jetzt in den ehrwürdigen Mauern des Hauses ausgestellt ist, das verdient die Bezeichnung „exotisch“.
„Geishas, Dirnen, Kurtisanen“ nennt sich die Schau, die vom Kulturbüro der Stadt und dem Förderverein Haus Kemnade auf den Weg gebracht wurde. Zu sehen ist eine Vielzahl japanischer Holzschnitte aus den Jahren 1840 bis etwa 1900, die dem Mitteleuropäer unserer Tage eine leise Idee davon geben, wie es in dem asiatischen Inselstaat vor dem Ersten Weltkrieg ausgesehen haben mag.
Geisha: In diesem Wort verdichten sich viele Geheimnisse Japans. Doch wer waren die weiß geschminkten und oft so androgyn wirkenden Schönheiten, die auf vielen der Holzschnitte abgebildet sind? „In der Mehrzahl waren es Prostituierte“, erzählt Kurator Gerhard Friedrich Philipp. „Nur die wenigsten von ihnen sind älter als 15 oder 20 Jahre geworden. Viele starben an Syphilis.“
Philipp sammelt all diese japanischen Farbholzschnitte schon viele Jahre. „Ich habe mal Kunst in Hamburg studiert“, erzählt er. „Vor allem im Bereich der Linolschnitt-Technik kommt man an den japanischen Bildern nicht vorbei.“ Viele dieser Arbeiten seien wegweisend für spätere europäische Holzschnitte gewesen.
Sex und Crime stehen hoch im Kurs
Dabei schätzt Philipp ihren Wert eher gering ein. „Das ist nichts von dem, was wir unter großer Kunst verstehen“, sagt er. Holzschnitte seien zu jener Zeit Massenware gewesen, deren Herstellung vor allem einem Ziel gefolgt sei: Sie musste sich verkaufen. Aus heutiger Sicht ist das vergleichbar mit Postern von jeweils wechselnden Popstars.
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Kunst für den Augenblick, nicht für die Ewigkeit
Allerdings mussten die Künstler genau darauf achten, ihre Satire möglichst spitzzüngig und doppeldeutig zu äußern, um einer drohenden Zensur zu entgehen. „Manche dieser Karikaturen sind schwierig zu deuten“, meint Philipp. „Sie haben einen eigenen Humor, der für uns schwer nachvollziehbar ist.“
Allein im Jahr 1876 seien in Japan etwa 1,5 Millionen Holzschnitte entstanden, die irgendwann auch Europa erreichten. „Viele dienten als Einwickelpapier für Porzellan“, sagt der Sammler. Diese Kunst wurde geschaffen für den Augenblick, nicht für die Ewigkeit.