Bochum. . Plettenberger Firma Mendritzki will ihren neuen Standort in Bochum weiter ausbauen. Qualität der kaltgewalzten Produkte überzeugt die Kunden.

Wer das Kaltwalzwerk Mendritziki auf dem Gelände der Oberen Stahlindustrie betritt, muss erst suchen, bis er die eigentliche Walzanlage findet. In der ehemaligen Riesenhalle des Bochumer Vereins, die mit ihrer Grundfläche von rund 40.000 m² knapp sechs Fußballfeldern Platz bieten würde, verschwindet das Walzwerk beinahe. Es ist erstaunlich ruhig, so dass der Leiter der Betriebstechnik Waldemar Steier die Abläufe in dieser Fabrik gut erklären kann.

Alles ist hübsch geordnet, denn es sind Schwergewichte, die tagein tagaus per Lastwagen ins Werk gebracht werden. Je nach Dicke bringt so eine Rolle Stahl, die Fachleute sprechen von Coils, bis zu zehn Tonnen oder mehr auf die Waage. Gewaltige Decken-Krane, mit einer Leistungsfähigkeit von bis zu 40 Tonnen sorgen für den Transport in der Halle. Sie ist mit 14 Lastkranen geradezu gespickt.

Stahl für die Schuhe

Zur Zeit liegen rund 20.000 Tonnen an aufgerolltem Stahlband, die von den großen Stahlkonzernen wie etwa Salzgitter oder Thyssen-Krupp geliefert werden, in einem der Hallenschiffe bereit. Sie warten auf die Weiterverarbeitung, passgenau für die Kundenwünsche.

Ja wofür wird denn all das, je nach Zusammensetzung blinkende oder eher stumpf schimmernde Stahl benötigt? Da lächelt Steier und zeigt auf die Schuhe des neben ihm stehenden Schlossermeisters Thomas Helferich. Der Reporter ist einen Moment verdutzt. Schuhe? „Die Stahlkappe im Schuh, zum Beispiel, das ist Material, welches wir verarbeitet haben“, sagt Steier verschmitzt und ergänzt: „Tja, leider werden unsere Produkte kaum gesehen und doch sind sie ständig da und wichtig.“

Etwa für die Automobilindustrie. Türscharniere, Motoraufhängungen oder Federn für Kupplungen. Auch Schwerter von Motorsägen, Messer für Rasenmäher oder Teile von Mähwerken für die Landwirtschaft – dies seien alles Stahlteile aus der Produktion von Mendritzki.

Der Kunde bestimmt die Dicke des Stahlbandes

Im Kaltwalzwerk wird die Dicke von Stahlband entsprechend den Kundenwünschen um einige zehntel Millimeter oder mehr reduziert. Durch eine anschließende Wärmebehandlung und erneutes Walzen wird das Material weiter verarbeitet.

Die Fachleute nennen diesen zweiten Walzprozess „Dressieren“ – der Arbeiter an der Walze spricht schlicht vom „Bügeln“. Dadurch erreicht das Material schließlich sein endgültiges Maß und seine Güte.

Eifrige Zukunftsplanung

Mit seinem Bochumer Standort hat der Plettenberger Mittelständler mit seinen insgesamt rund 600 Beschäftigten viel vor. Derzeit sind es rund 65 Mitarbeiter, die hier arbeiten, doch das soll sich ändern. Insgesamt verlassen die beiden Plettenberger Walzwerke und das Bochumer Walzwerk rund 16.000 Tonnen Stahl pro Woche.

Zur Zeit werde eifrig geplant, wie das Bochumer Werk künftig neu aufgestellt werden soll, wenn im Herbst Thyssen-Krupp-Gleistechnik, die derzeit ihre Geschäfte auslaufen lässt, als Mieter geht. Die Fläche von bald sechs Fußballfeldern bietet Platz satt, denn zur Zeit nutzt Mendritzi nur gut die Hälfte der Halle. Investitionen sind bereits angelaufen. Die gläsernenen Hallenkuppeln werden Stück für Stück erneuert und eine komplette Umkleideeinrichtung für bis zu 50 Mitarbeiter wurde neu gebaut.

Wie es sein könne, dass sich ein mittelständisches Unternehmen so gut entwickele, bei einem hart umkämpften Stahlmarkt, gerade in der Weiterverarbeitung. Da lächelt Steier wieder. „Wir liefern eben Qualität. Das wissen unsere Kunden zu schätzen.“ Vor einiger Zeit etwa habe eine chinesische Delegation das Werk besucht. Die Chinesen wollen jetzt daheim sogar die Produktion umstellen, um die Vorteile von kaltgewalzten Bandstählen nutzen zu können.