Bochum. . Die PCB-Sanierung an der Ruhr-Universität ist im vollen Gange. Besonders Schwangere sind durch den ausdunstenden Giftstoff gefährdet.
PCB liegt in der Luft: Der hoch giftige Baustoff wurde während der 1960er und 1970er Jahre in sämtliche Fakultätsgebäude auf dem Gelände der Ruhr-Universität (RUB) verbaut. Das Problem: Durch Fugen dünsten die so genannten Polychlorierten Biphenyle in die Atemluft aus. Räume sollen daher ab einer PCB-Konzentration „von mehr als 3000 Nanogramm pro Kubikmeter in der Luft nicht mehr genutzt werden“, sagt Ursula Fornefeld-Schwarz, Leitende Fachkraft für Arbeitssicherheit an der RUB. Bei etwa einem Prozent der Arbeitsräume auf dem Campus treffe dies zu.
Und dieses eine Prozent bedeute insbesondere für Schwangere und Stillende, wovon es über hundert an der RUB gibt: Gefahr. Generell sei bei Menschen eine fruchtschädigende Wirkung bislang zwar nicht nachgewiesen. Tierversuche deuten jedoch darauf hin, dass negative Auswirkungen auf ungeborene Kinder bestehen könnten. Das Mutterschutzgesetz verbietet deswegen explizit, Schwangere schädlichen Auswirkungen durch gesundheitsgefährdende Stoffe auszusetzen. Von daher arbeiten und studieren schwangere Frauen an der Ruhr-Universität ausnahmslos in PCB-freien Räumen.
Die belasteten Räume indes sollen vor der Benutzung grundsätzlich gelüftet werden. Mindestens 15 Minuten lang sollte Frischluft eingespeist werden, bevor sie benutzt werden. Die Ruhr-Uni empfiehlt zudem, alle zwei Stunden für fünf Minuten alle möglichen Fenster und Türen zu öffnen.
Über 1000 Räume gereinigt
Vor allem in Seminarräumen, wo viele Studenten auf engsten Raum beieinandersitzen, sollte diese Empfehlung beachtet werden. „Die Hörsäle selbst verfügen über ein automatisches Lüftungssystem, das die Luftzirkulation gewährleistet“, so Ursula Fornefeld-Schwarz. Dies soll das Risiko ausgrenzen.
Ende 2012 hat die RUB mit der PCB-Feinreinigung begonnen. 2014 wurde die Reinigung von über 1000 Räumen der stark belasteten N-Reihe (Naturwissenschaftlicher Bereich) abgeschlossen. Momentan ist eine PCB-Sanierung im Gange, bei der unter anderem Möbel ausgelagert und Bücher sowie Akten gereinigt werden. Im Zuge dieser Maßnahme sind bereits knapp 500 Räume der N-Reihe saniert worden. Die Sanierung der restlichen Hälfte wird noch eineinhalb bis zwei Jahre in Anspruch nehmen.
Schutzmaßnahmen in anderen Jobs
Nicht nur vor durch PCB verunreinigte Luft sollen werdende Mütter geschützt werden, ironischerweise auch vor Kindern selbst. Erzieherinnen erhalten bei bekannter Schwangerschaft ein sofortiges Berufsverbot, „da die theoretische Ansteckung durch die betreuten Kinder mit Krankheiten wie Masern oder Mumps eine Gefahr fürs ungeborene Kind darstellt“, sagt Benedikt Gottschlich, Oberarzt an der Augusta-Kranken-Anstalt. Dies gelte generell auch für Lehrerinnen. Auch medizinisches Personal, vor allem in der Radiologie, werde aufgrund der Strahlungsbelastung bei der täglichen Arbeit bei Schwangerschaft grundsätzlich in andere Arbeitsbereiche versetzt.
Vorsicht ist eben die Mutter der Porzellankiste.