Theresia Stamm nutzt den ambulant palliativ-medizinischen Dienst. Am 3. März änderte sich für sie das Leben.Nach längeren Krankenhausaufenthalten ist die schwer kranke Frau nun zu Hause

In ihrer gewohnten Umgebung geht es Theresia Stamm besser als im Krankenhaus. Unterstützt und versorgt wird sie vom palliativ-medizinischen Netzwerk - und natürlich von Ehemann Erwin. Foto: WAZ, Horst Müller
In ihrer gewohnten Umgebung geht es Theresia Stamm besser als im Krankenhaus. Unterstützt und versorgt wird sie vom palliativ-medizinischen Netzwerk - und natürlich von Ehemann Erwin. Foto: WAZ, Horst Müller © WAZ

WAZ-SERIE DAS PALLIATIVNETZ BOCHUM Es war am 3. März. Plötzlich bekam Theresia Stamm keine Luft mehr. Im Bergmannsheil stellten die Ärzte fest, dass die 72-Jährige nicht nur Wasser in der Lunge hat, sondern dass von einem Brustkrebs ausgehend Metastasen in das Atmungsorgan vorgedrungen waren. "Bis dahin hatte ich nie etwas gespürt, konnte mich bewegen und fühlte mich kerngesund", erzählt Theresia Stamm im Wohnzimmer ihrer Wohnung an der Carl-Bosch-Straße in Höntrop. An ihre Brust hatte sie gar nicht gedacht. "Auf einmal war die Luft weg."

Drei Wochen lang lag sie im Bergmannsheil, immer wieder wurde das Wasser abgesogen. Über Ostern sollte sie nach Hause, doch am Karsamstag musste sie in die Augusta-Krankenanstalten eingeliefert werden. Die Lunge war wieder voll Wasser.

Dass sie jetzt in ihrer gewohnten, heimischen Umgebung ist und nicht in irgendeinem Krankenhaus liegt, ist dem Umstand zu verdanken, dass sie sich entschlossen hat, die ambulante palliativ-medizinische Versorgung für sich in Anspruch zu nehmen. In ihrem Hausarzt und Palliativmediziner Dr. Jürgen Thomas fand Theresia Stamm sofort jemanden, der sie in ihrem Wunsch unterstützte.

Häufig werde Menschen gegenüber, die aufgrund der Schwere ihrer Krankheit nur noch eine geringe Lebensdauer zu erwarten haben, der grausame Satz gesagt: "Wir können nichts mehr für Sie tun." Jürgen Thomas: "Das stimmt so nicht, man kann noch sehr viel tun. Nicht, um die Krankheit zu besiegen, sondern um schmerzfrei zu sein."

Hier setzt die Palliativmedizin, die multiprofessionell angelegt ist, ein. Der Arzt sorgt bei den Hausbesuchen durch die Verabreichung von Medikamenten dafür, dass der Kranke keine Schmerzen verspürt. Hinzu kommt eine psychologische Betreuung und per Notruf kann jederzeit der medizinisch-palliative Dienst angefordert werden - eine große Hilfe und eine Beruhigung, dass ein kompetenter Mensch kommt.

Ein wesentlicher Faktor liegt auch im gewohnten, persönlichen Umfeld. Das tut der Seele gut. "Mir geht es hier besser als im Krankenhaus", sagt Theresia Stamm und blickt dabei ihren Mann Erwin an. Der 76-jährige ehemalige Elektromonteur versorgt liebevoll seine Frau, erledigt den Haushalt und ist - in diesem Fall - gleichzeitig der psychologische Betreuer.

Vor 48 Jahren haben Theresia und Erwin Stamm geheiratet. "Wir haben uns damals versprochen, in guten wie in schlechten Zeiten füreinander da zu sein", sagt der Ehemann und legt dabei behutsam die Hand auf die Schulter seiner Frau.